Wintertag

10_bahnhof_chFoto: © Christina Hanck, 2010

Ich laufe durch die verschneite Stadt. Kalte, trockene Winterluft. Mein Atem formt kleine Wölkchen. Ein paar Sonnenstrahlen kitzeln die wintermüden Augen. Vereinzelte Schneeflocken glitzern. Tauchen die sonst so graue Stadt neben all den Lichtern und Leuchten in ein schimmerndes Licht. Der Geruch von Zucker erfüllt die Atmosphäre und vereinzelt zwitschernde Vögel untermalen das Szenario mit bizarrem Gesang.

Und da strömen sie an mir vorbei. Die Großstädter. Mit hochgezogenen Mantelkrägen, tief ins Gesicht gezogenen Mützen, roten Nasen und schnellen Schrittes. Eilen durch die Kälte. Das Ziel vor Augen. Die Taschen voller Freude. Die Herzen getränkt mit Gefühl.

Wo sie wohl hinwollen? Ob jemand auf sie wartet?

Märchenwelt

IMG_6290Foto: © PaulaB, 2011

Der Nebel reicht bis ins graublaue Wasser. Man sieht nicht, wo der See aufhört und der Himmel anfängt. Als würden die Enten und Schwäne durch den Himmel schwimmen. Auf direktem Weg ins Wolkenschloss. Mit kleinen, wattierten Türmchen und einem großen Tor mit goldschmiedernem Türbeschlag.  Bewacht von den knochigen Bäumen. Die ihre Glieder strecken um jeden Fremdling zum empfangen. Und ihm zu offenbaren eine verschleierte Welt. Die alle Sinne fordert. Um sie zu sehen. Einzutauchen. Zu verstehen.

Anfälle von Dämlichkeit

Hin und wieder leide ich an Anfällen von Dämlichkeit. Oder eigentlich ziemlich häufig und in regelmäßigen Abständen. Bei mir resultieren diese zumeist aus einer melancholischen Stimmung heraus. Und auch oft nur aufgrund der modernen Technik und meiner Gabe zu kommunizieren. Würde man mir in diesen Momenten sämtliche Kommunikationsmittel entwenden, die Hände fesseln oder auch den Mund zukleben, wäre sicher schon der eine oder andere Fall von Dämlichkeit an mir vorübergegangen bzw. hätte ich ihn nicht aktiv ausüben können. Es tröstet mich jedoch, dass ich damit nicht allein bin. Oder sollte mich dies eher in Bestürzung versetzen?

Wie dem auch sei, wie ich aus diversen Gesprächen mit Freunden weiß, gibt viele Schwachsinnige. Vornehmlich Frauen. Ich habe schon überlegt, ob ich eventuell eine Marktlücke entdeckt habe, die es zu füllen gilt: Ein Mittel gegen Schwachsinnige (Frauen). Ein Mittel gegen Anflüge von Dämlichkeit. Ich bin aber zu der Erkenntnis gekommen, dass dagegen wohl kein Kraut gewachsen ist. Man muss also durch, durch diese Anfälle von Dämlichkeit. Was damit konkret gemeint ist?

Ein besonders treffendes Beispiel: Frauen stehen auf Ärsche. Also nicht den Arsch als Körperteil (vielleicht auch das, aber der sollte sich hier nicht angesprochen fühlen), sondern den Arsch in Person. Zwar betonen sie immer wieder, dass sie ja eigentlich einen Mann haben wollen, der sie so liebt wie sie ist, der sie auf Händen trägt, der lieb ist, etc, aber all zu oft macht ihnen ihr Hang zur Dämlichkeit einen Strich durch die Rechnung. Denn letztlich landen sie dann doch wieder bei den Typen, bei denen sie um Aufmerksamkeit, Beachtung und Ansehen kämpfen müssen. Sind wir Frauen also sadistisch? Ich will natürlich wie immer nicht behaupten, dass es diese Geschichten nicht auch genau anders herum gibt: Also Frau verarscht Mann. Leider ist mir nur eben der andere Fall öfter zu Ohren gekommen. Frauen sind und bleiben eben oft gefühlduseliger als Männer. Oder sollte ich sagen,  Frauen verspüren öfter als Männer den Drang nach Beständigkeit und verschwenden deshalb wertvolle Minuten ihres Lebens an völlig aussichtslose Geschichten?! Wie auch immer: Ich würde wirklich gern eine ‚Pille dagegen‘ entwickeln, die dagegen immun macht…

Umso feierlicher, wenn einer Frau der Absprung von der Dämlichkeit gelingt. Und genau aus diesem Grund habe ich einen Sekt aufgemacht. Und angestoßen. Auf Rike. Eine Freundin, die es endlich geschafft hat auf ihr Wohlergehen zu achten. Rike ist frisch verliebt in einen wirklich „lieben“ Typen. Und das ist das Beste was ihr passieren konnte. Denn anderenfalls wäre sie vielleicht nie von diesem unsäglichen Exemplar Mann weggekommen, an das sie die letzten Wochen und Monate ihre Energie verschwendet hat und so viele Anflüge von Dämlichkeit heraufbeschworen hat.

Mitunter glaube ich aber, dass diese unsäglichen Gefühlsautisten nicht einmal mit Absicht so sind. Sie wissen einfach selbst nicht was sie wollen. Sie hoffen auf Besseres. Warten auf das große Los, die Explosion. Und verpassen darüber vielleicht die Chance einfach nur glücklich werden zu können. Denn oftmals sind die großen Feuerwerke leider auch die Geschichten, die verbrannte Erde hinterlassen. Die einfach nicht gut tun. Die das Herz in einen Kasper verwandeln.

Aber zurück zum Paradebeispiel Rike. Sie hatte also ihr Herz, oder ihren Verstand, an einen Mann namens David gekettet. Einen Mann, dem sie immer wieder Chancen ermöglichte, die er nicht ergreifen wollte und stattdessen unter dem Deckmantel der Freundschaft all die Dinge mit ihr tat, die Freunde eben nicht tun. Man war also offiziell nur befreundet, wobei dieser Begriff bei den Beiden eben sehr dehnbar war… Da dreht sich mir der Magen um. Sex mit einem Freund? Also jedem das Seine, aber angesichts der Tatsache, dass Rike damit nicht wirklich glücklich war eben eher fragwürdig. Und deshalb fragte ich auch: „Hast du dich mal gefragt, ob er das mit jeder seiner ‚Freundinnen‘ macht?“, „Bist du es nicht leid eine unter Vielen zu sein, die sein Ego boosten?“. Und sie schaute mich betroffen an und erklärte: „Ja ich weiß auch nicht warum ich mir das antue. Aber ich… Ach ich weiß es doch auch nicht…“ Ich war gelinde gesagt geschockt. Da saß eine schöne Frau vor mir und dieser komische Kauz sollte der Einzige sein, der ihr etwas Zuneigung schenken wollte/sollte? In meinem Kopf ratterte es. Der Wunsch nach einer ‚Pille dagegen‘ schoss augenblicklich wieder in mein Hirn.

Das erstaunliche an diesen Geschichten aber ist, dass wenn Frau von ihren Anfällen von Dämlichkeit genesen ist, der Mann nachzieht. Denn just in dem Moment, als Rike kein weiterreichendes Interesse mehr an David hatte als Freundschaft, wurde dieser von Anfällen von Dämlichkeit geradezu geschüttelt. Nun beginnt er zu fühlen und zu handeln. Meint, er müsse um sie kämpfen. Glaubt, dass da doch noch mehr ist als bloße Freundschaft. Sieht seine Fälle schwimmen. Paddelt wie wild auf sie zu. Und alles was ich hoffe ist, dass sie fest in ihrem neuen Boot sitzt. Mit einem strahlenden Lächeln ihr gegenüber. So, dass sie den Sonnenschein, der sie plötzlich umgibt, gar nicht mehr bemerkt. Denn: Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben! Tja und damit ist nun plötzlich David derjenige, dessen Gedanken nur noch um sie kreisen. Der sich einreden muss, dass sie eigentlich eine dumme Gans ist, nur um sich nicht eingestehen zu müssen, dass er seine Chance verpasst hat. Ich bin gespannt was er noch so anstellen wird, zu welchen Taten und Handlungen ihn die Anflüge von Dämlichkeit treiben werden… Und ich kann es nicht lassen, aber die Pille dagegen scheint mir eine rechte Goldgrube ;P

Oase

04_regen_fensterscheibeFoto: © Christina Hanck, 2009

Sonnenlicht bricht sich im Glas. Verwandelt schwebende Staubpartikel in glitzernde Perlen. Die durch den Raum schweben. Und ihn mit einem Strahlen erfüllen.

Holzdielen wispern. Vereinen sich mit tanzenden Schatten. Erzählen Geschichten.

Der Ohrensessel mit seinem Flaum gebietet Obhut. Warte auf die Finger, die über ihn streichen. Sacht auf seiner Lehne trommeln und sich darin vergraben.

Sei willkommen… Lass dich fallen… Fühl dich daheim…