Generation Roboter

Eine sehr weise Person fragte mich einmal: „Sie denken wohl auch Sie sind ein Roboter?“ Im ersten Moment empfand ich diese Aussage nur als eines: komisch. Ich, ein Roboter? Eine lustige Vorstellung. Wie kam Sie nur darauf? Nach gründlichem Nachdenken, Sackenlassen und immer wieder Hin-und-Her-Drehen befand ich jedoch, dass diese Person wohl etwas Recht hatte. Nicht zu wenig wurde ich auch schon von Anderen als ‚Hans Dampf in allen Gassen‘ oder als ‚Hamster im Laufrad‘ betitelt. Das war also meine Erkenntnis. Doch dann kam die weitaus schwierigere Frage: Warum?

Und dann fiel mir auf, dass es vielen Menschen in meinem Alter so geht. Auch in meinem Bekanntenkreis. Also kein Einzelfall, sondern fast schon ein Generationsproblem.  Viele +-30er stecken mehr oder weniger mitten in der Frage fest: Was will ich eigentlich vom Leben? Und was will das Leben von mir? Und wie kann ich das Eine mit dem Anderen verbinden? Und das möglichst im Einklang.

Ich will hier mitnichten an die alte Leier: „Früher war Alles besser.“  anknüpfen oder befürworten. Und ich will hier auch keinesfalls eine Mitleidshymne auf die Generation +-30 halten, aber ich würde dennoch behaupten: „Früher war (Alles) anders!“

Die Generation +-30 hastet durchs Leben. Ihre ‚Mitglieder‘ sind, anders als in den Generationen vor Ihnen, auf sich selbst gestellt.  Sie haben gelernt die Bedürfnisse Anderer zu erfüllen und darüber verlernt ihre Eigenen zu erkennen. Sie sind darauf geeicht, dass Scheitern etwas Schlimmes ist und sind deshalb oftmals nicht in der Lage (privat) klare Entscheidungen zu treffen. Sie sind versiert darauf zu funktionieren und scheuen sich deshalb davor wahre Gefühle zuzulassen bzw. tun sich schwer damit. Sie haben verlernt zu wissen was sie wollen und sich darüber ein stückweit selbst verloren. So sind viele heutzutage gerade einmal mit dem Studium fertig und fühlen sich schon ausgebrannt und leer. Denn sie pendeln ständig zwischen der Suche nach Selbstverwirklichung und dem Druck sich anpassen zu müssen. Dann wird man belächelt. Man solle sich nicht so haben, nicht so jammern. Aber wir jammern nicht. Wir haben nur andere Lebensumstände, die offenbar diskrepant sind. Vielmehr ist es auch so, dass diese Generation verlernt hat ‚Probleme‘ zuzugeben, Schwächen einzugestehen und darüber zu sprechen, sich zu offenbaren. Und das ist ein Zustand, der Viele daran hindert sich und ihrem Weg zu vertrauen. Der viele umhertreibt…

Aber was treibt uns so an? Wer ist hinter uns her? Wer oder was hindert uns?

Die Familie? Die Freunde?  Die Gesellschaft? Die Gesellschaft verlangt Fachidioten mit Rundumwissen, Allwissende mit Fachkenntnissen. Sie erwartet konstante Leistung und das teilweise über menschliche Grenzen hinaus. Die Gesellschaft verlangt nach ‚Robotern‘. Wer keiner ist fällt durchs Raster. Wird als gescheitert abgetan. Also hasten wir. In der Hoffnung unser Leben zu füllen und das aufkommende Gefühlsdesaster nicht spüren zu müssen. Die Freunde befinden sich in ähnlich chaotischen Lebenslagen. Auch auf der Suche nach ein bisschen Ordnung. Und die Familie hat sich von den Idealvorstellungen hin zu Individualkonstellationen entwickelt. Zwar sind wir zugegeben in angenehmeren politischen und sozialen Umständen aufgewachsen als unsere Vorfahren, dafür wurden wir schneller auf unsere eigenen Füße geworfen. Anleitung gab es kaum, nur Hinsehen und ein Gespür dafür entwickeln was gefragt ist und was nicht. Das fordert nicht nur, sondern überfordert auch. Deshalb klammern sie sich hin und wieder an ‚Dinge & Personen‘ um einen Anker zu haben, aus Angst sonst allein zu sein. Und dennoch: Die Generation +-30 ist ständig am Ausloten, am Suchen, am Testen. Ein Missverhältnis. Sie hat gelernt, dass es etwas wie den Idealzustand & Zufriedenheit nicht gibt. Hat man etwas erreicht darf man sich nicht ausruhen, sondern ist angehalten die nächste Stufe zu erklimmen um Eltern, etc. stolz zu machen, Anerkennung zu erlangen, sein Leben für wertvoll zu erachten.

Aber wo bleibt bei alledem Platz fürs ‚Leben‘? Wo bleibt Raum fürs Spüren? Oder warum fällt es uns so schwer das ‚Leben‘ zuzulassen? Ist es wirklich das Raster, durch welches wir glauben zu stürzen, wenn wir uns ein bisschen mehr selbst kennenlernen? Wenn wir den Roboter ein bisschen mehr ablegen und unser wahres Gesicht zeigen?

Und wäre es tatsächlich so oder würde sich die Gesellschaft mit etwas Anlaufzeit auch darauf einstellen? Bzw. sind wir nicht selbst mit dafür verantwortlich die Gesellschaft zu gestalten? Sollten wir nicht wenigstens versuchen unser Leben zu leben? Sind wir nicht eigentlich von Denen fasziniert, die es schaffen ihr Leben zufrieden, energiegeladen und frei zu leben und auszukosten? Und kann das nicht  anstecken? Ein Versuch lohnt!

Zugegeben: Es braucht einen Hauch ‚Ansteckung‘ und Faszination, die den Schubs gibt. Und eine große Portion Mut den Roboter zu verlassen, seinen Weg zu gehen und zu genießen. Es ist wohl schwierig, aber nicht unmöglich….

Einfach so (glücklich)

Es gibt Momente im Leben, da ist man einfach froh. Einfach so, ohne zu wissen warum. Sekunden – Minuten – Stunden, in denen alles stimmt. Ohne dass etwas Großartiges passiert ist. Einfach aus einer inneren Stimmung heraus. Und dem Gefühl, dass gerade in diesem einem Moment einfach alles stimmig ist. Kennt ihr? Kennt ihr nicht? Wenn nicht sei an dieser Stelle Bedauern ausgesprochen. Denn diese kleinen Momente sind es, die ein großes Glücksgefühl hervorrufen können. Wenn auch eben erstmal nur für den Augenblick. Aber denkt man mal weiter… Eine Vielzahl dieser kleinen Momente, aufgefädelt wie Perlen an einer Kette, ergeben ein noch größeres Glücksgefühl. Ja klar, man muss auch eine gewisse ‚Begabung‘ haben und den Willen. Wer nicht sehen will, wird auch nicht sehen. Man muss also mit offenen Augen durch die Welt gehen und sie einsammeln, die Glücksmomente.

Leider sind solche Momente aber auch bei ‚Begabten‘ oft viel zu selten. Oder besser gesagt: Leider registrieren wir solche Augenblicke viel zu selten. Denn zu sehr haben wir verlernt auf diese kleinen Dinge zu achten. Aus Argwohn, dass dafür gleich wieder der nächste Tiefschlag um die Ecke schleicht. Denn ja, ich gebe es ja zu, Glück und Unglück liegen oft nah beieinander. Und das Glück kann manchmal eine ganz schöne Diva sein. Statt diese Momente also zu erkennen und aufzusaugen, sich einen Glücksteppich zu weben, wird unser Gefühl all zu oft von großen Erwartungen bestimmt. Das Offensichtliche, die Einfachheit, die kleinen Dinge werden übersehen oder zumindest wird ihnen nicht die Beachtung geschenkt, die sie verdient hätten.

Gerade deshalb versuche ich mir solche Glücksmomente immer extra bewusst zu machen. Halte sie mit meiner inneren Kamera fest. Mit Worten und Gedanken. Mit Assoziationen und Empfindungen. Denn ein Foto würde eine solche Situation wohl kaum adäquat wiedergeben.

Und wenn man sich erst einmal eines solchen Augenblickes bewusst ist, kann es ein noch so trüber Tag sein, die Laune rutscht trotzdem nicht in den Keller.

Dann sitzt du in dem kleinen Cafe um die Ecke. Ein Cafe in dem du schon oft saßt. Aber du fühlt dich wohl. Entdeckst so viele Kleinigkeiten neu. Die kleinen eingestanzten Details auf der Tapete. Die liebevoll verzierten Tische. Den schummrigen Kerzenschein. Den Duft von frisch gemahlenen Kaffeebohnen. Du beobachtest Leute. Ihre Gesten. Ihre Mimik. Und dann fließen die Ideen. Durchströmen den ganzen Körper. Und erzeugen dieses Gefühl von Produktivität. Generieren den Gedanken: Ja, das ist ES. Das ist DEINS. Das bist DU.

Es kann aber auch das Lächeln eines Fremden sein. Der dir auf der Straße begegnet. Und dich aus deinen, vielleicht gerade noch trüben Gedanken reißt. Die Gesichtszüge erweckt. Und dann lachst du zurück. Und die Welt steht kurz still.

Es kann ein Lied sein, das bereits mit den ersten Klängen eine Emotion emporsprudeln lässt. Mit Lyrics bei denen du augenblicklich denkst: Das passt. Hier und jetzt. Ein Lied was man schon tausend Mal gehört hat. Aber genau in diesem Moment löst es ein Gefühl von Stimmigkeit aus.

Es kann das beruhigende Geräusch von Regen sein. Der lautmalerisch auf die Fensterscheibe trommelt, dich einlullt und leise wispert. Oder aber auch der Duft und das Gefühl eines warmen Bettes, was Geborgenheit spendet….

So einfach kann Glück also sein. Und so oft sehen wir den Wald vor lauter Bäumen nicht. Warum nur haben wir verlernt es zu erkennen? Es bei den Hörnern zu packen. Es nicht mehr gehen zu lassen. Warum streben wir immer nach dem großen Ganzen? Und nehmen uns damit die Chance es zu bekommen. Denn auch das größte Puzzle besteht aus mehreren Teilen.

Aus diesem Grunde ein Appell an unsere Herzen. Haltet es fest, dieses Gefühl. Wenn ihr es zu fassen bekommt. Damit es nicht in Vergessenheit gerät. In Zeiten, in denen man die Welt verteufelt und einfach nur auffällt was alles fehlt.

In diesem Sinne: Ein Hoch auf die kleinen Dinge – Juhu, ich bin auch klein ;) – des Lebens!