Schwing die Hufe

Ich wusste ja schon immer, dass ich nicht mit dem Attribut der unendlichen Biegsamkeit ausgestattet bin. Aber ich dachte schon, dass auch Rhythmusgefühl ausreicht um eine einigermaßen gute Figur im Tanzkurs anzugeben. Schließlich kann ich in einem Club wunderbar die Hüften kreisen und mich frei, ungezwungen und ausgelassen zur Musik bewegen. Aber weit gefehlt, denn Vorchoreographiertes nachtanzen ist ein ganz anderes Kaliber. Und so musste ich feststellen: Taktgefühl allein reicht bei weitem nicht aus.  Und auch das Sprichwort „Übung macht den Meister“ scheint meinen Knochenbau und meine körperlichen Voraussetzungen wenig zu interessieren. Stunde um Stunde, Tag für Tag, Woche für Woche,… hoffte ich darauf, dass aus dem sterbenden Schwan ein Anmutiger werden würde. Aber von vorn…

Nun, da ich mich nach langer Recherche endlich für einen lateinamerikanischen Solotanzkurs entschieden hatte, befand ich mich zwischen hüpfenden, gleitenden, springenden Frauen, die sich geschmeidig und biegsam wie Bohnen über die viel zu kleine Tanzfläche des Studios schoben (Nagut, manche sahen auch nicht so geschmeidig aus.), während ich herumstakste wie ein Storch im Salat. So jedenfalls hatte ich das Gefühl. Deshalb war es mir ganz recht, dass ich immer den Platz hinter meiner Tanzlehrerin erwischte und mich so nicht selbst im Spiegel sehen konnte. Damals fiel mir noch nicht auf, dass wenn man mich hinter ihr nicht im Spiegel sehen konnte, ich wohl ziemlich synchron mit ihr tanzte und somit gar nicht so schlecht sein konnte wie ich annahm.

Nicht verbissen, aber eisern „kämpfte“ ich mich deshalb jede Stunde durch die Choreographien und wunderte mich ein ums andere Mail über mich selbst. Ich rang mit der Koordination meiner Beine, versuchte sie auszutricksen, damit sie taten was ich wollte. Und dann war es endlich geschafft. Ich hatte meine Beine unter Kontrolle, die Knoten waren gelöst und sie taten was sie tun sollten. Ein Fest! Doch was war das, Armarbeit? Und die sollten auch noch etwas völlig anderes machen als die Beine!? Nun ja, man sagt ja nicht umsonst, dass man sich immer wieder neue Ziele setzen soll. Ferner heißt es, dass Frauen multitaskingfähig sind. Mit diesem Glauben setzte ich auch hier all mein „Potenzial“ in Bewegung ;) und versuchte mich nicht aus der Ruhe bringen zu lassen. Aber leider lässt sich diese Annahme nicht 1:1 auf meine Arme und Beine anwenden. Jedenfalls nicht hinsichtlich verführerischer Bewegungsabläufe bei tänzerischen Choreographien. Wenn nun immerhin meine Beine endlich einigermaßen adrett herumhüpften, für meine Arme reichte die Portion Geschmeidigkeit nicht mehr aus. Und nun stelle sich einer mal diese Kombination vor: Unten hui, oben pfui. Unten Schlangenbeschwörer, oben Zinnsoldat. Nein, das will wirklich keiner sehen dachte ich mir mit einem inneren Seufzer. Denn wie gern hätte ich irgendwann mal irgendwem meine Tanzkünste vorgeführt. Aber bei diesem Anblick wäre er oder sie wohl eher in schallendes Gelächter, anstatt in sabberndes Entzücken verfallen. Und damit nicht genug, denn beim lateinamerikanischen Tanz muss nicht nur der Oberkörper etwas anderes als der Unterkörper machen. Nein, nun sollte die linke Seite auch noch etwas anderes als die Rechte tun. Ich werd‘ verrückt. :D Aber auch hier blieb ich unerschütterlich am Ball, bzw. auf dem Tanzparkett.

Was mich jedoch viel mehr irritierte war: Während alle Anderen schwitzten, keuchten und pusteten, war ich jedes Mal noch fast im Ruhezustand. Mein Puls war kaum höher als sonst. Meine Gesichtsfarbe nicht einmal eine Nuance röter, und mein Kälteempfinden noch genau das Gleiche. Ich fror. Ich hatte als Einzige noch immer meine Jacke an, während sich bei allen Anderen auf den kurzen Trägertops Schweißflecken ihren Weg bahnten und drohten sie komplett einzunehmen. Nun denn, vielleicht habe ich durch das regelmäßige Schwimmen einfach eine andere Kondition, beruhigte ich mich. Dennoch, wo blieb denn da der nette Nebeneffekt beim Sport bzw. war auch dies ein Indiz für die Unfähigkeit das Tanzbein zu schwingen? Oder hatte ich einfach nur den falschen Tanzstil gewählt? Vielleicht sollte ich weniger auf geschmeidige Tanzarten, als mehr auf zackige Stile setzen. Flamenco oder so? Oder etwas zum auspowern wie Rock`n`Roll oder Swing? Egal, ich ließ mich nicht beirren.

Als ich mich dann jedoch einmal im Spiegel sah, war dies ein motivierendes, wenn auch durchaus eigenartiges Erlebnis. Zunächst mochte ich gar nicht hinsehen, aber da uns unsere Tanzlehrerin immer wieder ermahnte nicht ständig den Boden anzustarren, sondern stolz nach vorn zu sehen, blieb mir nichts anderes übrig. Und dann war ich doch erstaunt, dass mir dort nicht der erwartete sterbende Schwan entgegen sprang. Natürlich auch kein grazil tänzelnder Pfau. Aber immerhin Jemand, der die Bewegungen richtig und im Takt ausführte. Jemand, der vielleicht etwas steif in den Knochen war, was der Tatsache, dass man einen Tanz erkannte jedoch keinen Abbruch verlieh. Hoppala…. Es ist eben doch noch kein Meister einfach so vom Himmel gefallen. Ich war positiv überrascht und gewillt meinen Körper noch mehr Gelenkigkeit zu lehren.

Und dann kam mein Orthopäde ins Spiel… Er eröffnete mir, dass ich ab sofort bitte jeglichen Sport sein lassen sollte. Ich fühlte mich schlagartig nicht ungelenkig sondern alt :P Das war doch jetzt ein blöder Scherz, oder? Die nächste Pina Bausch würde ich zwar ohnehin nie werden, aber mühsam ernährt sich das Eichhörnchen und ich hatte mir nun immerhin schon ein kleines Polster an Biegsamkeit angeeignet. Ich hatte die Grundvorausetzungen für einen Paartanz ohne größere Fußverletzungen geschaffen. Also nicht mit mir und schon gar nicht jetzt…

Am Abgrund

Foto: © Christina Hanck, 2007

Der serpentinenartige Weg, der den Berg hinunterführte, gab einen sagenhaften Blick auf die Bucht frei. Mit verschiedenfarbigen Schindeln bedeckte Dächer. Pinien und Akazien die ihre Hälse weit über die Klippen reckten. Als wollten sie von dem azurblauen Wasser trinken. Kleine Boote, die sich durch die an der Küste brechenden Wellen sanft hin und herbewegten.

Der Blick war so atemberaubend, dass man die Lust verspürte es den Pinien gleich zu tun, die Arme auszubreiten, hinabzuspringen und ins sonnenwarme Wasser abzutauchen. Das Nass auf der Haut zu spüren, sich damit zu umgeben und eine fremde Welt zu ergründen. Um dann wieder aufzutauchen und den Blick nach oben zu richten. Um die Perspektive zu wechseln und all die Bildfragmente andersherum wieder zusammenzusetzen.

Urtümlich

Foto: © Christina Hanck, 2010

Sie fuhren an einem Gehöft vorbei. Die Morgensonne kletterte gerade an der aus Naturstein gemauerten und teils mit Holzschindeln verkleideten Hauswand empor. Die farbenprächtigen Blumen vor den Fensterläden und an den Holzbalkonen reckten ihre Köpfe dem Licht entgegen. Vor der Tür stapelte ein alter Mann mit runzligem Gesicht und grauem Haar frisch gehacktes Holz auf einen riesigen Berg, der bereits an der Hauswand zum Trocknen aufgeschichtet war. Um seine Füße strich eine getigerte Katze, die leise miaute. Aus dem Inneren des Hauses duftete es nach frischem Kaffee und selbstgebackenem Brot. So intensiv, dass sie ihre Nasen reckten und die Ohren spitzen, um die urtümliche, aber so einladend wirkende Atmosphäre in sich aufzusaugen und festzuhalten.

Diskriminierung hat einen Namen

Diskriminierung hat eine neue Stufe erreicht. Ja, sie hat eine neue Form und einen eigenen Namen erhalten: Facebook!

Um es auf die Spitze zu treiben: Es ist geradezu ein Ding der Unmöglichkeit ;) , dass Menschen, die nicht Facebook angehören, seit Neustem immer wieder benachteiligt sind. Was ich damit meine? Da sitzt man z.B. mit Freunden und Bekannten zusammen und einige berichten von der letzten Party. Und auch wenn nicht alle daran teilgenommen haben wissen zumindest alle davon. Nur ich konnte mich einfach nicht erinnern. Warum nur? War ich im Delirium? Ich grübelte und grübelte, doch ohne den erhofften Geistesblitz. Also entschied ich mich dann doch vorsichtig nachzufragen. „Was für eine Party?“ Die Antwort kam bereitwillig, aber noch immer konnte ich mir nicht erklären warum ich in aller Welt nichts von dieser Party wusste. Ich betonte diesen Fakt deshalb noch einmal etwas deutlicher. „Na ich hab doch ne Einladung geschickt!“, wurde mir daraufhin entgegnet. „Wann, wo?“, war ich nun vollends irritiert. Eigentlich war ich immer der Meinung, dass mein Geist noch ganz frisch und intakt ist und nun konnte ich mich nicht einmal an eine Einladung erinnern? Doch ich sollte gleich beruhigt werden, was meinen Geisteszustand anbelangte. Denn mein Gegenüber fügte erklärend hinzu: „Na bei Facebook!“ Aha! Da hatten wir den Übeltäter und die Erklärung für meine Unwissenheit. Denn ICH BIN NICHT bei Facebook. Allein diese Aussage verursacht in regelmäßigen Abständen fassungsloses Nachfragen – „Nicht?“ – auf Seiten der Facebookanhänger und führt dann wiederum zu erschüttertem Kopfwenden als Reaktion meinerseits. Denn was ist so befremdlich daran? Nein halt, es ist wohl befremdlich. Denn eigentlich ist man ja inzwischen wohl eher absonderlich, wenn man nicht zum Pulk der Facebookanhänger gehört. Aber dass diese Tatsache nun auch noch zu sozialer Ausgrenzung führt, unglaublich. Denn diese Szene wiederholte sich so, oder so ähnlich zu den verschiedensten Begebenheiten noch einige Male. Natürlich in etwas abgekürzter Form, da ich den Übeltäter ja nun bereits kannte.

Aber was tut man nun am besten? Bleibt man seinen „Idealen“ treu, boykottiert das ganze Facebookding und manövriert sich dadurch notfalls auf die Außenseiter-Bank? Oder verrät man seine Ideale, passt sich (wie wohl viel zu oft im Leben) an und geht damit in der breiten Masse unter? Die Tatsache sich überhaupt mit dieser Frage auseinandersetzen zu müssen, verursachte einen gewissen Trotz in mir. Warum wird denn meine Entscheidung kein Facebookanhänger zu sein andauernd in Frage gestellt? Was ist denn mit freier Entfaltung? Zwischenzeitlich hatte sich sogar mein Körper auf Widerstand eingestellt und sich sehr eigenartige Reaktionsmechanismen angeeignet. Wenn ich „Na bei Facebook“ schon hörte, standen meine Haare vor lauter „Wut“ wie Springfedern zu Berge. Man kann sich das wie einen Schalter vorstellen. „Facebook“, PLING! Umso erholsamer ist es, wenn man dann hier und da einen anderen Veteranen/Nostalgiker trifft, der dem ganzen Facebookding ebenfalls trotzt. Was ist das doch inzwischen jedes Mal für ein Fest. Was verspürt man doch sogleich eine gewisse Sympathie füreinander. :) Was nicht bedeutet, dass ich Facebookuser deshalb automatisch unsympathisch finde. Nein! Ich mag ja meine Facebook nutzenden Freunde deshalb nicht weniger, nur weil sie netzwerken und ich nicht. Anderenfalls wäre ich selbst diskriminierend.

Nach all der Abwehr und all dem Trotz hatte ich mich dazu entschlossen meine Ideale zu behalten, der Masse zu trotzen, ihr das Vergnügen aber zu gönnen. ;) Sollen sie netzwerken, sollen sie posten, sollen sie liken, sollen sie sich einladen. Vielleicht profitiere ich sogar indirekt und unbewusst davon. Aber ich bleibe dennoch lieber ein „absonderlicher Exot“ mit Kontakten und Netzwerken aus Fleisch und Blut, mit Menschen die von Du zu Du mit mir kommunizieren, die ich sehen und „anfassen“ kann (wenn ich denn möchte), als mich freiwillig in einen Bewachungsstatus zu begeben. Und das nur um von jeder Party zu wissen und mich in einem unüberschaubaren Netzwerk mit tausenden Kontakten zu umringen, die ich zum Grossteil nicht einmal persönlich kenne, die mir aber sekündlich mitteilen welcher Furz ihnen heute quer sitzt. Ob ich es lesen will oder nicht :P

I LIKE to be a Non-Facebookeee :)

Warten

Wenn Frauen warten, dann warten sie. Wenn Männer warten, dann erfinden sie ein neues Medikament, retten die Welt oder haben zumindest Spaß mit sich und ihrer Umwelt.

Bevor ich mich nun in die Analyse beispielhafter Situationen begebe, sei vorweg angemerkt, dass Ausnahmen natürlich immer die Regel bestätigen. Ich möchte hier keine Lanze für oder gegen das männliche oder weibliche Geschlecht brechen und es ist auch nicht davon auszugehen, dass alle männlichen und weiblichen Wesen den nun folgenden Mustern entsprechen. Ganz im Gegenteil. Ich bin ein Verfechter der Aussage: Man darf nicht alle über einen Kamm scheren. Dennoch sind mir im Laufe meines Lebens und damit gründlicher Beobachtungszeit hier und da ein paar Verhaltensweisen geradezu ins Auge gesprungen, die sich so oder so ähnlich beständig wiederholen.

Nach einem geglückten Date zum Beispiel. Frauen verfallen in eine Art Schockstarre. Sie verharren vor ihrem Handy, hypnotisieren es geradezu, um ja nicht den Moment zu verpassen, wenn er anruft, sich meldet und ihnen mitteilt, dass auch er das Date sehr verheißungsvoll fand. Männer hingegen stürzen sich mit frisch aufgetanktem Selbstbewusstsein in ihren Alltag, mobilisieren ungeahnte Kräfte und bewegen im besten Fall etwas wahnsinnig Wichtiges für sich selbst oder auch Andere. Ein Gedanke an die Frau? Ich weiß es nicht, verschwenden sie einen? Einen ganz Kleinen? Oder doch Keinen? Oder sogar mehrere, aber mit dem Selbstbewusstsein und Optimismus, den es braucht ohne den Versuch zu starten, das geliebte, aber unbeeinflussbare Kommunikationsmittel doch zu beeinflussen? Nun könnte man sagen statt zu warten könnte Frau sich ja auch einfach selbst melden. Richtig, aber da steht Frau dann häufig ihr aufgebautes Gedankenkarussell im Wege. Und sie will erobert werden, auch wenn sie das im Grunde ihres Herzens vielleicht schon ist. Zudem möchte sie natürlich gar nicht, dass Mann von ihrer wachsenden Ungeduld und ihren Warte-Eskapaden erfährt. Nicht auszudenken wenn doch ;) Also kämpft sie den Kampf der Gerechten und wartet, dass er sich zuerst meldet.

Ein anderer Beispielfall. Ein langweiliger Sonntagnachmittag. Der Freundeskreis hat keine Zeit und man ist auf sich allein gestellt. Während Frauen eher dazu neigen mit inbrünstiger Hoffnung darauf zu warten, dass sich doch noch irgendwie, irgendwo, irgendwann eine Gelegenheit auftut, um den Nachmittag in Gesellschaft verbringen zu können, schaffen es Männer den Moment anzunehmen, im besten Fall sogar zu genießen und einfach nur zu sein. Oder sie machen auch hier die neuste technische Entdeckung, werden zum Helden der Stunde oder Ähnliches. Das soll natürlich nicht heißen, dass Frauen in der Zwischenzeit zur Salzsäule erstarren oder sich zu Tode langweilen, weil sie nicht wissen was sie allein mit sich anfangen sollen. Das ist nur eine der möglichen Reaktionen. Zudem ist das Warten natürlich immer mit einem wahnsinnigen Denkkonstrukt verbunden. Insofern tut Frau also genaugnommen doch ziemlich viel und ausgiebig. Im anderen Fall aber werden Frauen wahnsinnig geschäftig um sich abzulenken. Was dem beiläufigen Denken natürlich keinen Abbruch tut. Und wenn der Abend hereinbricht und das Telefon klingelt, sind sie müde und erschöpft. Der Mann hingegen, erholt vom sonntäglichen Chillen oder angestachelt vom heldenhaften Tun, springt in die Schuhe und macht sich ohne weiteres Murren und Überlegen in die Spur. Frau hingehen ist eher dazu geneigt auch diese Situation zunächst zu analysieren und abermals wichtiges Zeitkontingent zu verschwenden.

Was bedeutet das also im Gro? Die gefühlsbetonte Frau verschwendet ihre Zeit mit sinnlosem Warten und oftmals ebenso nutzlosen, da endlosschleifenartigen Gedanken und steht sich damit häufig selbst im Weg. Der affektorientierte Mann hingegen handelt spontan und zumindest für seine Bedürfnisse oftmals effektiv. Was lehrt uns das? Frau bekommt Falten und graue Haare vom vielen Denken und Warten. Mann entwickelt Agilität und jugendlichen Sturm und Drang. Und wer hat dann das Nachsehen? Die Frau. Denn wer rastet der rostet.  Und wer rastet und rostet hier eher? Abermals die Frau. Und das sowohl aus, als auch ein. Was für eine ungerechte Verteilung. Liebe Männer, ihr seid im Vorteil ;) Also bitte erlöst uns !positiv! vom Warten oder lehrt uns das effektive Warten :)

Meer aus friedlichem Grün

Foto: © PaulaB., 2012Foto: © PaulaB, 2012

Auf einer saftigen Wiese liegend und in die goldgelbe Sonne blinzelnd. Grillen zirpen. Vögel geben ein stimmungsvolles Konzert. Eine warme Brise weht über die Haut und die kleinen Härchen an den Armen stellen sich auf. Als wollten sie die warme Luft willkommen heißen. Die sich im Wind wiegenden Grashalme streicheln über die Haut.

Tief einatmen, den Duft von Gräsern und Blüten, und die Augen schließen. Hinter den Augenlidern sind helle Flecken zu sehen, die neckend tanzen. Sie werden zu einer friedlich wogenden grünen Masse. Der Puls verlangsamt sich. Die Atmung wird ruhig. Der Körper entspannt.

Ein leiser Seufzer bahnt sich seinen Weg durch die Kehle und lässt für einen Moment alles verschwinden. Plötzlich ist da ein Ort der Ruhe und Geborgenheit. Ein Meer aus friedlich wogendem Grün.

Lieber Admin! (I)

Wochenende. Nacht. Gegen 2.oo Uhr. Nichts los. Allein zu Hause. Bock auf Party, aber keine Lust allein loszuziehen. Bleibt wohl nur die Alternative Buch und Bett. Doch dann piept mein Handy. Ich voller Freude: „Juhu es passiert doch noch was.“ Ich sehe eine fremde Nummer. Noch spannender. Wer mag das wohl sein? Wie aufregend! Und dann? „Ihr Eplus Bonusminutenbestandteil ist abgelaufen.“ Was für’n Scheiß, ey. Entschuldigt die verbale Entgleisung, aber ich fühle mich verarscht. Warum schreibt mir irgend so ein computergesteuerter Administrator mitten in der Nacht SMS und dann auch noch so niederträchtige? Und während ich mich darüber ärgere fällt mir auf, dass es dieser computergesteuerte Administrator immer drauf hat, mir genau in solchen Momenten eine SMS zukommen zu lassen. Will er/sie/es mir die Misere der aktuellen Stunde unter die Nase reiben? Befinden wir uns in einer Welt à la Truman Show? Werde ich eventuell beobachtet und genau in solchen Momenten schlägt Herr oder Frau Systemadmin zu? Und was hat er, sie oder es davon?

Nein keine Sorge, ich habe keine Paranoia. Und ich leide auch nicht an Verfolgungswahn oder glaube, dass ich überwacht werde. Aber ich bin in jedem Fall entrüstet und beschließe dem Ganzen auf den Grund zu gehen. Sollte ich gewissem/gewisser Admin – im Folgenden der Einfachheit halber ohne Zusatz der weiblichen Form einfach nur Admin genannt – eventuell eine Nachricht zukommen lassen und meiner Entrüstung Ausdruck verleihen? Ich meine nachts um 2.oo Uhr? Bitte?! Da kommuniziert man höchstens noch mit einem engen Privatkontakt. Oder hält gewisser Admin sich etwa dafür? Sollte ich ihn liebevoll als einen guten alten Bekannten betrachten? Mein Beschluss verdichtet sich: Ich muss einfach nachfragen, was ihm an mir gelegen ist.

Ein beruflicher Kontakt ist es freilich nicht, aber ein privater genauso wenig. Jedenfalls nicht in meinen Augen. Also wie bitte kategorisiert man Admin? Und wie und wann darf Admin mit mir in Kontakt treten? Zu gern würde ich genau dies jetzt mit ihm ausdiskutieren, aber ich nehme an meine Diskussion würde sehr einseitig bleiben. Aber man soll ja nichts unversucht lassen. Und auf so einen kleinen, wahnwitzigen Selbstversuch habe ich jetzt so richtig Lust. Immerhin ist Wochenende und ich habe mich noch eben beschwert, dass nichts los ist. Also mal sehen ob ich Admin damit völlig durcheinander bringe, wenn ich ihm antworte. Mal sehen ob er dann wieder eine dieser wunderschönen stilisierten Antworten für mich parat hat oder ob er ganz einfach mal sprachlos bleibt. Also schreibe ich ganz höflich:

Lieber Admin,

ich muss gestehen, du hast mich ganz schön aus der Fassung gebracht. Zunächst war ich ehrlich aufgebracht über deinen schlecht abgepassten Zeitpunkt mir mitzuteilen, dass mein Bonusminutenprogramm abgelaufen ist. Doch je länger ich drüber nachdachte empfand ich es fast als liebevolle Geste deinerseits. Wolltest du mir in der Einsamkeit meiner Stunde mitteilen, dass wenigstens du an mich denkst?

Mit herzlichen Grüßen und in freudiger Erwartung,

miss sophie

Und abgeschickt. Freudig reibe ich mir die Hände und male mir aus, wie ich nun sämtliche Rechner, Computerprogramme, etc. durcheinander oder zumindest auf Hochtouren bringe. Aber wahrscheinlich entspringt dieser Gedanke auch nur meiner lebhaften Phantasie. Ein Technikversierter würde mir wahrscheinlich einen Vogel zeigen und sagen: „Da passiert gar nichts. Landet einfach im Müll.“ Na wunderbar. Ich liebe einseitige Kommunikation. ;p Aber erstmal abwarten. Mann kann ja nie wissen und die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt. Welche Hoffnung, wollt ihr nun wissen? Na die, dass noch nicht alles in unserem volltechnisierten Leben von Maschinen verrichtet wird. Die, dass da vielleicht doch irgendwann mal ein Mensch hinter all den programmierten Selbstläufern nach dem Rechten schaut. Und die, dass dieser Mensch es vielleicht ganz witzig findet, dass da auch mal Jemand an ihn denkt und sein Werk hinterfragt.

Und noch während mir die Gedanken so durch den Kopf schießen, schaltet sich wieder mein Handy ein. Aber ich stutze, das klingt wie eine fehlgeschlagene SMS. Schon etwas in meiner Euphorie getrübt schaue ich auf das Display meines kleinen Gefährten. Und tatsächlich, eine Fehlermeldung. Naja, versuche ich mich zu beruhigen. Das hat noch nichts zu bedeuten. Vielleicht hat Admin einfach keinen Empfang. Ich lese also den genauen Wortlaut und kippe fast vorn über. „Senden ist fehlgeschlagen. Unbekannter Empfänger“ Unbekannter Empfänger? Hallo, gerade habe ich noch gesagt, dass ich keine Paranoia habe, aber wollt ihr mir weismachen, dass da immer Luft mit mir kommuniziert?

Nun ja, was soll ich sagen… Das war wohl ein kläglich gescheiterter Selbstversuch. Aber ich hatte Spannung, Spiel und neues Wissen. Was will man mehr von einer Wochenendnacht ;P

Olé Olé

Ein Fußballabend unter Freunden. Wat’n Spaß, oder sollte ich besser sagen wat ’ne Vorlage für eine Charakterstudie? Auf jeden Fall sollte ich vorab erwähnen, dass ich diesem Abend gezwungenermaßen beiwohnte. Aus Nettigkeit, weil ein Freund Geburtstag hatte und gern mit seinen Gästen ein Spiel auf der Mattscheibe verfolgen wollte. Ich kann mir sonst Besseres vorstellen. Nicht, weil ich nicht gern Zeit mit meinen Freunden verbringe, sondern weil ich der Tätigkeit „Sport zu gucken“ nichts abgewinnen kann. Da mache ich doch lieber selbst Sport!!! Davon habe ich mehr. Zumindest  mehr positive Effekte ;) Denn ganz klar, auch vom „Fußballgucken“ mit Freunden habe ich etwas: Und zwar Ohrenschmerzen und nervöse Zuckungen. Warum? Na weil, wenn die Herren auf dem Bildschirm dann in der Nachspielzeit !!! mal endlich in Fahrt kommen, kommen auch die Herren und Damen auf dem heimischen Sofa in Fahrt und meinen ihr „Fachwissen“ laut in meine Gehörgänge brüllen zu müssen. Als ob ich dadurch dem „Fußballgucken“ näher kommen würde. Das Gegenteil ist eher der Fall: Es verschreckt mich nur noch mehr.

Allerdings finde ich es wahnsinnig faszinierend, wie der träge Haufen auf dem Sofa plötzlich zu fachkundigen Spezialisten wird. Da meinen die Herren der Schöpfung doch wirklich, den Herren auf der Mattscheibe Tipps und Anweisungen geben zu müssen. „Boa Junge, spiel doch mal ab!“, „Der steht doch frei man, wieso spielst du nicht ab?“, „Was soll das denn werden?“, „Der trifft nich!“ Und diese Liste ließe sich unendlich fortfahren.

Was zu meiner Verwunderung kommt hinzu: Die Herren neben mir auf der Couch scheinen doch tatsächlich anzunehmen, dass die Herren auf der Mattscheibe sie erhören können. Oder warum sonst werfen sie solche Kommentare überhaupt ein? Oder ist es nur der Versuch den wallenden Gefühlen Ausdruck zu verleihen? Da sind doch meine Augen und Ohren immer größer geworden. Hallo? Als ob die es besser könnten…. Das will ich ja erstmal mit eigenen Augen sehen, wie die sich so auf dem Platz anstellen. Und da wären wir wieder beim Thema: Zusehen NO, selbst spielen GO :) Wenn sie mal bei anderen Dingen so voller Elan und Lebensgeist wären… :)  Aber wenn ich mir so anhöre, was der Fernsehkommentator während des Spiels so von sich gibt, der steht meinen Lieben in nichts nach… Und unterbewusst scheint ihnen die Tatsache, dass sie nicht erhöhrt werden vielleicht doch präsent zu sein. Zumindest würde das die erhöhte Lautstärke erklären, mit der sie ihre Kommentare in den Raum bzw. in mein Ohr schmettern.

Aber noch herrlicher sind ja die Frauen, die eigentlich keine Ahnung von Fußball haben. Und damit meine ich jetzt nicht die Frau allgemein, sondern eben wirklich nur Diejenigen, die keine Ahnung von Fußball haben oder nur gefährliches Halbwissen. Also ich für meinen Teil habe auch keine Ahnung. Wenn ich früher Fuball gespielt habe dann eben einfach drauf auf den Ball. Regeln gab es da keine. Nur ein Ziel: Das Runde muss ins Eckige. Aber genau das ist der Grund weshalb ich mich nicht einmische. Ich halte gepflegt meine Klappe. Aber es gibt da so Damen die keine Ahnung haben (zum Glück keine aus meinem näheren Umfeld), die aber angesichts einer Fußballübertragung mitfiebern, mitkommentieren und im äußersten Fall sogar mitschreien, ohne zu wissen warum. Diese „Fälle“ verleiten meinen Kopf zum automatischen, ungläubigen schütteln. Da frage ich mich doch: HÄ? Warum dat Janze? Wollen sie die Herren der Schöpfung beeindrucken? In diesem Fall würde ich mal sagen: Falscher Ort, falsche Zeit. Denn die Herren nehmen eh nichts wahr, was sich außerhalb der Mattscheibe abspielt. Außer vielleicht die leere Bierflasche ;) Oder ist es eher eine Art Gruppenzwang? Oder vielleicht doch ein Virus, der in diesen Momenten blitzschnell überspringt, Männer im Folgenden nicht mehr loslässt, aber bei Frauen eben immer nur bei akutem Kontakt mit Infizierten auftritt?

Nun ja… wenn ich mir die Meute da auf der Couch so ansehe ist es vielleicht auch schlicht und ergreifend das gesellige Miteinander und die Möglichkeit mal ungehemmt brüllen zu dürfen, was die Geschlechter vereint und so am Fußball auf der Leinwand fasziniert… Süß sind sie ja schon irgendwie, wie sie da hocken. Die Gesichter so voller Leben. Die Hände abwechselnd in die Haare und die Couch gekrallt. Die Emotionen so ungehemmt nach außen tragend, wie wohl sonst in keiner Lebenslage. Tja, aber letztlich weiß ich es nicht, was sie dort so friedlich vereint. Und ich weiß auch nicht ob ich es jemals erfahren werde, denn dafür müsste ich mich wohl noch öfter in diese Situation begeben. Und bei aller Faszination der Charakterstudie und aller Liebe zu meinen Freunden:  Ich mööööchte das niiiiiiicht ;)