Erbarmungslose Technik

Wie pflegte immer mein Vater zu sagen, wenn sich jemand in unserer Familie über die fehlende Funktionsfähigkeit eines technischen Geräts – meist eines Computers – beschwerte: „Der Computer ist nur so schlau, wie der, der ihn bedient.“ Na schön auch…

Man könnte diese Aussage nun total persönlich nehmen und sich mangelnde Intelligenz unterstellen lassen, aber soweit möchte ich gar nicht gehen. Denn ich gebe es ja zu: Ich kann einen Computer bedienen, mehr aber auch nicht. Beginnt er zu Zicken, schaue ich sprichwörtlich in die Röhre. Technik kann aber auch so erbarmungslos sein. Ja, ich habe schon nettere und komplikationslosere Bekanntschaften gemacht.

Ein gutes Beispiel für derart lästige Bekanntschaften ist das Internet. Natürlich nicht in seiner Gänze!!! Um Gottes Willen… Ich ohne Internet? Das wäre als würde man mir irgendwelche Körperteile entfernen. Ich brauche es. Zum arbeiten und auch sonst. Und dennoch führe ich seit geraumer Zeit eine Art Hassliebe mit ihm. Warum?

Seit neusten wird man nicht nur via Mail mit Spam zugemüllt, sondern auch noch beim generellen Surfen oder Recherchieren im Internet. Urplötzlich öffnen sich mehrere Seiten im Hintergrund oder man kann den eigentlichen Inhalt einer Seite nicht mehr lesen, weil er zugepflastert ist mit diversen Kaufanzeigen. Lasst mich doch in Ruhe mit eurem Konsumscheiß! Tja, aber auch alles Fluchen und Wegklicken half nichts, mein Computer oder wen auch immer ich dafür verantwortlich machen soll, hatte kein Erbarmen. Ich fuhr ihn runter und wieder hoch, klickte weg und weg und jedes Mal die selbe Scheiße. Computernerds mögen jetzt in schallendes Gelächter ausbrechen. Aber dann brecht ruhig. Ich für meinen Teil war überfordert. Fühlte mich ähnlich wie bei einer Bekanntschaft, die einem nicht mehr von der Pelle rückt, obwohl man ihr auf nette Weise immer wieder signalisiert, dass man nicht möchte. Nun ja… Bis dann der Geduldsfaden reißt und man härte Geschütze auffährt. In meinem Fall versuchte ich das Netz mit seinen eigenen Waffen zu schlagen. Denn ja, auch wenn ich bei solchem Kikifax hilflos bin, ich bin zum Glück nicht auf den Kopf gefallen und deshalb nicht wehrlos. Ja, und hierfür liebe ich das Internet und die Technik wieder. Man kann ihm jede Frage stellen und bekommt immer eine Antwort. Mit etwas Geduld sogar eine hilfreiche. An dieser Stelle sei also den berühmtberüchtigten Foren und Videochannel ein dankbares, erleichtertes „Juchhe“ entgegengebracht.

Dank Ihnen habe mich also belesen und erfahren, dass es sich bei meinem konsumorientierten Stalker um einen gemeingefährlichen Virus handelt. Einer, der sich mit irgendwelchen „notwendigen“ Updates (ich glaube ja nicht daran, dass sie wirklich notwendig sind, aber mein Computer teilt mir dies netterweise immer so nebenbei mit, jedoch ohne zu fragen ob ich diese Updates auch wirklich haben will, nein er installiert einfach fröhlich los) wie ein blinder Passagier eingenistet hatte. Super! Nun wusste ich also schon mal, mit wem ich es zu tun hatte. Aber das stellte mich vor das nächste Problem. Wie wird man dieses fiese Teil wieder los? Eine genaue Anweisung, wie ich diesen unliebsamen Wegbegleiter wieder loswerden würde, musste her. Und dank netter Menschen, die so Technikbekloppten wie mir jeden Schritt via Video genaustens vormachen, habe ich es tatsächlich geschafft, den Feind in die Knie zu zwingen. Ich jubilierte!

Doch ich hatte die Rechnung ohne meinen technischen Stalker gemacht. Der heuchelte mir nämlich nur Ruhe vor, plante aber wahrscheinlich insgeheim schon den nächsten Angriff. Denn bereits ein paar Wochen später schlich er sich schon wieder auf meinen Bildschirm und damit in meine heimischen vier Wände. So langsam wurde es mir echt zu bunt. Das ist Verletzung der Privatsphäre. Man sollte meinen, dass ich nun, da ich ja bereits einmal recherchiert hatte, wie ich ihn wieder loswerden kann, schneller handeln und ihn vertreiben konnte. Aber denkste… Erstens sah mein ohnehin überfülltes Hirn wohl keine Notwendigkeit die angeeigneten Informationen zu speichern, ich glotze also wieder dumm in die Röhre. Viel schlimmer aber war, dass der Stalker dazu gelernt hatte. Nachdem ich mein verdrängtes Wissen schnell wieder aufgefrischt hatte und mich fix mit der selben Taktik wie damals von dem ungebetenen Parasit trennen wollte, musste ich feststellen, dass er an Dreistigkeit zugelegt hatte. Es half nix. Er blieb. Und ich tobte. Denn ich kann mir wahrlich einen besseren Zeitvertreib vorstellen, als mir Informationen anzueignen, wie man diesen fiesen Möp wieder los wird. Aber es half ja alles nichts und der netten Internethelfer sei Dank, wurde ich ihn auch dieses Mal los. Doch die Euphorie über den gelungenen Schachzug wollte sich dieses Mal einfach nicht einstellen. Warum?

Ich habe die Befürchtung, dass dies eine Never-Ending-Story wird. Miss Sophie im Kampf gegen die Technik. Mal sehen wann wir zum dritten Mal gemeinsam in den Boxring steigen… Sollte die Aussage meines Vater jedoch stimmen, ich erinnere nochmal „Das Gerät ist immer nur so schlau, wie der, der es bedient.“, sollten meine Siegchancen gar nicht schlecht stehen. Denn eines sage ich dir Freundchen: Mich kriegst du nicht klein. Und das ist eine Kampfansage. Hau!