Dating 2.0 – Gruselkabinett Online (Teil 4): Der Lauf der Dinge…

Ich war ins kalte Wasser gesprungen. Ich hatte auf einige meiner Onlinedating-Anfragen geantwortet und ich hatte auch selbst ein paar Männer angeschrieben. Wirklich nur ein paar, denn mir fiel auf, dass ich einfach nicht ohne einen Anknüpfungspunkt kommunizieren konnte und wollte.

Ein einfaches „Hallo“ wäre mir zu belanglos und plump vorgekommen. Schließlich fand ich Anfragen dieser Art selbst nichtssagend. Deshalb verstand ich nun auch den Sinn der absurden Fragen, die ich zu Beginn meiner Anmeldung ausfüllen musste. Hier lagen sie. Die Möglichkeiten für einen Konversationsbeginn. Und auch wenn es da ein paar Männer gab, die Übereinstimmungen aufwiesen, bei deren Angaben ich grinsen oder nicken musste… Irgendwas war meist, was mich zögern ließ. Und wenn ich erstmal zögerte, dann war  es auch schon zu spät. Also musste ich ebenfalls feststellen, dass wohl etwas dran ist, an dem Vorurteil mir gegenüber, dass ich zu wählerisch bin. Man hatte hier aber auch die Möglichkeit sehr wählerisch zu sein. Und wie sich heraussstellte, sollte man dies auch… Aber zurück. In der Tat fand ich nur wenige Aussagen, die sofort etwas in mir auslösten. Die blitzartig eine Frage oder eine lustige Antwort in meinen Kopf zauberten. Wenn dem so war, war der erste Schritt getan und es konnte passieren, dass auch ich mal jemanden anschrieb. Das „Springen in Regenpfützen“ als Sport und Ausdruck von Lebensfreude war zum Beispiel eine solche Aussage. Und dennoch kann ich die Männer die ich anschrieb an einer Hand abzählen. Stattdessen beschränkte ich mich also zunächst darauf den Männern zu antworten die mich anschrieben. Sollten sie doch für ihren Mut belohnt werden

Doch da war schon er schon, der nächste Minuspunkt auf meiner Pro-Contra-Onlinedating-Liste. Denn antwortete man dann also erstmal ganz nett auf ein plumpes „Hallo“ oder ähnliches, kam oft nichts mehr zurück. Meine lieben Herren, das erweckt leider den Eindruck als würdet ihr erstmal wahllos alle möglichen Frauen anschreiben, in der Hoffnung, dass sie antworten und euch dann eine rauszupicken. Das Gefühl eine Fehlentscheidung oder nur zweite Wahl zu sein bestärkt jedoch nicht unbedingt die Pro-Seite der Liste. Aber ich will ja gar nicht meckern, wer weiß was mir dadurch alles erspart geblieben ist. Denn das, was sich dann an „Gesprächen“ entwickelte, war ein Graus.

Und wie sollte es anders sein, auch im Verlauf der Konversation lassen sich bestimmte Typen herauslesen. Die bei mir nachdrücklich im Gedächtnis verankerten, will ich mal wieder zusammenfassen um meine Vorurteile gegenüber Onlinedating zu untermauern. Denn ich echauffiere mich ja nicht einfach so. Auch wenn das der eine oder andere denken mag. Ich  meckere auf der Basis fundierter Recherche. Hier folgend nun zu den verschiedenen Kommunikationstypen.

Der Falschversteher erklärt gern seine eigenen Nachrichten, Humor ist bei ihm an der falschen Adresse, er versteht ihn nicht und schmettert deshalb Antworten wie: „Ich bin schlauer als du denkst!“ Wenn man dann einen neuen humorvollen Versuch startet und beispielsweise darauf antwortet: „Woher willst du wissen für wie schlau ich dich halte? ;)“, verkennt er den Humor abermals, ist stattdessen beleidigt und wird ausfallend: „Wie kommst du dazu so mit mir zu reden. Ich bin sehr wohl ein intellektueller Typ der weiß was er will […]“ gefolgt von einem bösen Schwall Worte über Spielchen, Loser und Winner. Und natürlich der abschließenden Erkenntnis, dass ich der Loser bin und er sich entschuldigt, dass er mich gekränkt hat. HÄÄÄÄ???? Ich sage dazu nichts mehr, schüttele nur den Kopf und denke mir einmal mehr: nur Idioten unterwegs… Also echt mal…. So krass kann man doch gar nicht aneinander vorbeireden.

Der Schürzenjäger hingegen schreibt immer wieder das Gleiche. Im Wortlaut. Das erweckt den Anschein, als hätte er ein Kontingent an vorgefertigten Nachrichten, die er dann mit geändertem (oder auch nicht) Namen an seine Auserwählten herausschickt. Wieder andere schreiben dir, obwohl du ihnen schon geantwortet hast, im wöchentlichen Takt dreimal die gleiche Mail. Ebenfalls im Wortlaut. Bei der zweiten dachte ich noch: Ok, hat er wohl verbaselt. Nett wie ich bin (so jedenfalls die Annahme, da auch das eine der beliebtesten Erstkontakte an mich war „Du siehst nett aus“), antwortete ich eben noch mal auf die selben Fragen. Beim dritten Mal allerdings siegte dann doch mein Misstrauen. Der Mann: Modeltyp. Italiener. Schön. Nicht mein Geschmack, aber schön. Die meisten Frauen würden wohl auf ihn fliegen. Bei mir keimte jedoch das Vorurteil gegenüber Latinlovern auf: Schürzenjäger. Ich dachte mir also: Ich bin ja nett und habe nichts zu verlieren, antwortete also: „Das hast du mich schon mal gefragt ;)“ Die Antwort darauf: „Also wollen wir telefonieren?“ Auch das hatte er schon mehrmals gefragt. Und auch das teilte ich ihm mit, mit dem Hinweis, dass ich langsam das Gefühl bekomme mit einer Wand zu reden. Natürlich netter formuliert. Oder doch eher mit einem computergenerierten Account? Mein Misstrauen war auf jeden Fall geweckt. Es schien als würde er den Überblick verlieren. Als würde er allen Frauen die gleichen vorgefertigten Mails schreiben und gar nicht mehr durchsehen, welche Frau ihm bereits geantwortet hatte. Seine Antwort auf meinen Hinweis war wiederum folgende Erklärung: Er wolle mich eben einfach unbedingt kennenlernen. Aber wenn ich nicht will, werde ich wohl als alte Jungfer enden, denn er sei nun mal der Richtige für mich. Was sagt man dazu? Also ich für meinen Teil sagte lieber gar nichts mehr. Ich lass mich doch hier nicht verarschen… Bzw. wahrscheinlich hatte ich das bereits…

Der schlechte Verlierer oder oft auch damit einhergehende frauenfeindliche Chauvinist wird beleidigend wenn man nicht so will, wie er will. Sie treffen innerhalb des Mailvekehrs immer wieder Aussagen, die vermuten lassen, dass sie Frauen und Männer nicht auf eine Stufe stellen. Dass sie Frauen nur fürs Bett oder den Haushalt suchen. Wenn man ihnen dann ein Treffen abschlägt, können sie nicht damit umgehen. Stattdessen drehen sie frei und Frau darf sich dann auch hier wüste Beschimpfungen anhören. Beschimpfungen, die unter die Gürtellinie gehen. Eine ganz besonders „nette“ Aussage habe ich mal für euch aufgehoben: „Vorher hatte ich ja immer ne Vagina im Kopf, aber jetzt kann ich’s dir ja sagen: Aus dir wird nie was.“ Zwei Tage später von dem selben Mann dann ein Nachtrag: „Egal. Komm rum, mach dich nützlich.“ Sachma hackt’s? Glauben diese Männer tatsächlich, dass sie eine Frau rumbekommen, wenn sie sie derartig beleidigen? Haben bzw. hatten sie damit schon Erfolg? Und das war nicht die einzige Erfahrung dieser Art, bei weitem nicht. Da danke ich doch meinem gesunden Menschengespür und mache drei Kreuze, dass ich diesen jemand nicht näher kennengelernt habe.

Und dann gibt es in dieser Kategorie auch diejenigen, die dich sofort mit Beleidigungen bombadieren. „Deine Fotos sehen so aus als würdest du absichtlich unsexy sein wollen.“, „Hast du keine besseren Fotos“, Du bist sicherlich prüde., So wie du schaust, vergrauslt du doch alle., etc. Und danach wundern sie sich, dass du ihre Bitte abschlägst in ihrem Hotelzimmer zum Schäferstündchen vorbeizuschauen. Hallo, ich bin doch prüde!!! Hat man da noch Worte? Also ich für meinen Teil sah nur alle meine Warnblinkanlagen schwirren und fühlte mich aufs Neue bestätigt.

Der Drängler wiederum schreibt jeden Tag irgendwas Belangloses worauf man mit der Zeit auch nicht mehr wirklich antworten kann und will. Sie schreiben trotzdem weiter, werden aber immer fordernder und vorwurfsvoller. Irgendwann kommen dann Fragen wie: „Habe ich was falsch gemacht?“ Ich versuchte ihm klar zu machen, dass ich nicht rund um die Uhr in diesem Portal verweilte, da ich auch noch andere Dinge zu tun hatte und ich ehrlich gesagt auch nicht so darauf stehe, wenn man mich drängelt. Seine Reaktion daraufhin: „Ach, eine Mail täglich is der Dame also schon zu viel. Schnepfe.“ Und noch ehe ich antworten konnte, dass der Ton die Musik macht und vorwurfsvolle Nachrichten nicht unbedingt dazu beitragen, dass ich den Menschen kennenlernen möchte, hatte er mich bereits auf seine Sperrliste gesetzt.

Der scheinheilige Missionar hingegen beginnt dich nach einem eigentlich ganz guten Auftakt missionieren zu wollen. Zunächst stellt er interessiert Fragen und bewundert dein Tun. Nach und nach offenbart er dir, dass er ja ein Frauenversteher sei. Jemand, den man mitunter Womanizer nennt. Er gebe sogar Kurse und habe schon vielen Frauen zu mehr Glück in der Liebe verholfen. Ähm halt mal… Ich bin hier nicht eine deiner Kundinnen!!! Ich ging auf Abstand, doch er hörte gar nicht mehr auf. Er hatte sich wohl so richtig in Fahrt geschrieben. Denn nun musste auch noch mein Werdegang dran glauben. Er versuchte mir tatsächlich einzureden, dass ich mit einem anderen Job besser dran wäre und ließ einfach nicht locker. Hilfe!!! Stohoppp!!! Und das sagte ich ihm dann auch. Ich sagte ihm ganz höflich, dass mir das Gespräch gerade in eine falsche Richtung ging und ich davon absehen würde ihn noch näher kennenzulernen. Da fragt man sich doch echt… Wie krass, Onlinedating-Plattformen als potenzielle Arbeitsbörsen. Da suchen so Coaches hier also ihre Kunden. Wie niederträchtig! Ob das legal ist? Und auch seine abschließende Reaktion auf meinen Rückzieher war nicht gerade nett…

Gab es denn hier nur Verrückte, Lügner und mehr Schein als Sein? Bei meinen Erfahrungen frage ich mich doch: Haben diese Männer wirklich alle nur Sex im Kopf? Denn kaum bekommen sie eine Abfuhr, verlieren sie jegliche Manieren und führen sich auf wie der letzte A…A…A…Allerwerteste? Also das ist definitiv nicht meins. Warum setzte ich mich freiwillig so etwas aus? Ich musste wohl ebenfalls verrückt sein… Denn auch wenn mir diese Männer wohl letztlich alle egal waren, setzten diese Erfahrungen mir und meinem Selbstbewusstsein zu. Einmal mehr machte ich mir Gedanken um meine Ausstrahlung. Was, wenn es wirklich an mir lag? Wenn ich irgendwas ausstrahlte und suggerierte, was genau diese Art Typen anlockte? Hilfe!!! Vielleicht brauchte ich ja wirklich einen Coach…

Die Erkenntnis

Und wie war es nun bei den Männern, die ich selbst angeschrieben hatte? Ich muss gestehen, es waren nur zwei. Aber ich war ja eben nicht auf der Suche nach irgendjemand oder einem schnellen Abenteuer. Immerhin bekam ich von den beiden, die ich angeschrieben hatte eine Antwort. Das ja war ja schon mal was. Und auch die Unterhaltungen waren ganz nett. Dennoch, der Deckel für den Topf war nicht dabei. Wie hatte meine Freundin gesagt: Männer sprechen oft nur Frauen aus einer höheren Liga an. Und wie ich nun zu allem Übel feststellen musste: Spricht man als Frau dann selbst Männer aus der eigenen Liga an, bekommt man früher oder später einen Korb. Denn auch sie sind natürlich auf der Suche in der nächst höheren Liga…

Ich für meinen Teil war nun also nicht nur schockiert über die vielen unsäglichen Beschimpfungen, die ich hier über mich ergehen lassen musste. Sondern verlor so langsam auch den letzten Funke einer nie vorhandenen Überzeugung, dass ich hier potenzielle Partner kennenlernen könnte. Und was machte ich nun mit dieser Erkenntnis? Ich ging erst einmal in mich…

Fortsetzung folgt…

Dating 2.0 – Gruselkabinett Online (Teil 3): Hau, ich habe gesprochen…

Kurz nachdem ich meine ersten Onlinedating-Erfahrungen gesammelt hatte, unterhielt ich mich mit einem Freund, der ebenfalls bei einer Onlineplattform angemeldet ist. Und er klagte mir sein Leid, dass die bösen, bösen Frauen einfach nie antworten würden oder nur schnippische Antworten parat hätten. Ich schätze meinen Freund sehr und bin davon überzeugt, dass er es versteht sich verbal auszudrücken und ein vernünftiges Gespräch mit einer Frau zu führen. Aber angesichts meiner ersten Post im Onlinebriefkasten, hegte ich Bedenken, dass auch er einer der Männer sein könnte, der es bereits mit dem ersten Spruch versaut. Oder die falschen Frauen herauspickt. Und so fragte ich ihn: „Was schreibst du denen denn so?“ Seine Antwort bestätigte meine Vermutung: „Hallo“. „Und was antworten sie darauf?“, fragte ich weiter. Nun redete er sich richtig in Rage: „Entweder gar nichts oder sie kanzeln dich mit nem Hallo ab. Zeugt ja nicht gerade von Interesse.“ Und da hatte er sich die Lösung des Problems bereits selbst auf dem Silbertablett serviert. Vorsichtig fragte ich dennoch noch einmal nach: „Aber was soll man auch auf ein ‚Hallo’ groß antworten?“ Mein Kumpel schaute mich verwirrt an und ich versuchte ihm anhand meiner eigenen Erfahrungen zu erklären, dass ein einfaches ‚Hallo’ (oftmals aber auch eines mit Nachdruck, also ein Halloooo!!!) circa 98Prozent aller Mails ausmachen, die eine Frau online bekommt. Mann geht damit also nicht nur in der Masse unter, es wird schlichtweg auch einfach zu wenig Interesse signalisiert. Und ist Frau dann nett und antwortet ebenfalls mit ‚Hallo’ ist sie auch noch schnippisch. So oder so, sie kann es also nur falsch machen. Ich preschte vor und stellte die These in den Raum, dass es mitunter also nicht nur an den bösen, bösen Frauen liegt, dass sie nicht antworten. „Hä? Na an wem denn sonst?“, fragte mein Kumpel ungeduldig. Ich traute es mich gar nicht auszusprechen, immerhin war er schon vollkommen aufgebracht, also zog ich es abermals vor ihn an meinen Erlebnissen teilzuhaben. Vielleicht würde ihm ja dann ein Licht aufgehen…

Ähnlich wie mit dem ersten Eindruck via Bild, verhält es sich bei der Onlinesuche auch mit dem ersten Spruch. Und ähnlich wie ein Bild, lässt auch so ein erster Spruch bereits einiges auf den Verfasser schließen. Im realen Leben hat man eventuell noch die Möglichkeit, einen verbal entgleisten Anmachspruch wieder gerade zu biegen. Sich in ein anderes Licht zu rücken. Das Interesse des anderen anderweitig auf sich zu ziehen. Beim Onlinedating ist die Reaktion auf eine derartige Anmache oft nur ein blitzartiger Reflex: Delete.

Nach einer Woche Abstinenz und erneutem Hadern, ob ich wirklich einen Blick in meine neue Flirtmöglichkeit werfen sollte, mischte sich der Argwohn nun doch auch mit Neugierde. Was würde mich erwarten, wenn ich mein Postfach öffnete?

Immerhin keine gähnende Leere. Auch das hätte ja tendenziell möglich sein können. Und wäre wohl, so dachte ich zunächst noch, das wohl deprimierendste Resultat meiner Anmeldung. Aber da hatte ich mich geirrt. Noch deprimierender als gar keine Nachrichten zu bekommen, war wohl die Tatsache was mich dort für Nachrichten erwarteten. Es war zum Haare raufen. Zum wegrennen. Zum schreien. Da meinten tatsächlich welche, der Mann zu sein, den ich schon immer gesucht habe, ohne mich auch nur ansatzweise zu kennen. Ähm sorry, aber da gehört für mich schon mehr dazu als ein Spruch, ein Bild und ein Profil, was noch dazu alles gefakt sein kann. Bei all den nun folgenden Beispielen schreit mein Gehirn lediglich „Kein Anschluss unter dieser Nummer“. Denn auf manche Sprüche weiß selbst ich einfach keine Antwort. Gedanklich lief ich also wieder einmal die Wände auf und ab und fragte mich wie auch schon so oft in der Realität: Was war nur mit der Männerwelt los? Bzw. sollte ich mir so langsam Sorgen um meine Ausstrahlung machen? Lag es letztlich nicht vielleicht sogar an mir, meinem Aussehen, meinen Skills, etc., dass ich, wenn ich schon mal angesprochen wurde, immer nur von denen anvisiert wurde und werde, von denen ich lieber gar nicht wahrgenommen werden möchte?

Ähnlich wie schon bei den Fotos und Pseudonymen, lassen sich auch bei der Art & Weise des Schreibens verschiedene Kategorien einteilen.

Da gibt es die Direkten. Jene, die versuchen die Anvisierte via Holzhammermethode mental förmlich schachmatt zu setzten. Sie konfrontieren dich ohne ‚Wenn & Aber’, ja sogar ohne jegliches ‚Hallo’ und weiterer Floskeln, mit Bekundungen wie: „Isch liebe disch“, „Du bist so schön, ich würde sogar deinen Bruder heiraten um in deiner Nähe sein zu können.“, etc. Ich bin davon überzeugt, dass es sich hier um einen Scherz handelt. Jedenfalls bilde ich mir das ganz fest ein, um den Glauben an diese Männer nicht zu verlieren. Denn mal ganz ehrlich liebe Männer, gibt es wirklich Frauen, die auf derartige Sprüche reagieren? Glaubt ihr, dass wir diese voreiligen Liebesbekundungen witzig finden könnten? Ich bin echt froh, dass ich bei all dem Kopfschütteln kein Schleudertrauma davongetragen habe.

Neben diesen all zu Schnellen – bei denen man ja auch sofort annimmt, dass sie in/bei anderen Dingen genauso schnell sind, was mitunter keine anregende Vorstellung ist – gibt es die Schmeichler & Überambitionierten. Sie versuchen mit überzogenen Komplimenten das Interesse zu wecken und schießen damit aber oft über das Ziel hinaus. Zumindest angesichts der Tatsache, dass dies der erste Kontakt ist und alles worauf sie sich beziehen ein Foto ist. Mit Aussagen wie: „Ich darf dir verraten […] Ich mag Frauen mit langen braunen Haaren die auch noch das „gewisse Etwas“ haben ;-)“ oder „Ich wusste es immer: Reallife is beautiful :))Tolle Mähne… und der Blick erst…soma soma :)) […]“ Zunächst dachte ich bei diesen Zeilen noch: Vielen herzlichen Dank für das Kompliment. Der zweite, gleich hinterherschießende Gedanke ist jedoch: Wie oberflächlich. Alles was er erwähnt ist das Äußere. Und interessant im Übrigen, dass oben Genannter das gewisse Etwas in mir erkennt. So etwas nenne ich wahre Telepathie, wo wir doch weder miteinander kommuniziert, noch uns real gesehen haben. Unfassbar! Sie erwecken mit solchen Aussagen den Anschein, als wären sie nicht wirklich daran interessiert, den Menschen dahinter kennenzulernen. Als gehe es ihnen lediglich darum ein Prestigeobjekt ‚klar zu machen’. Und ich will gar nicht behaupten, dass sie dies absichtlich tun. Nein, es wurde ihnen bereits mit den Kinderschuhen antrainiert. Man will doch Eindruck bei Papa, Mama und all den Freunden schinden. Liebe Männer, ihr müsst wegkommen von dieser Denke. Bekommt eine Frau das Gefühl, dass ihr sie nur auf ihr Äußeres reduziert, ist sie schneller weg als ihr gucken könnt. Und in diesem Fall kann dies eben auch bedeuten: Keine Antwort. Und ihr könnt wieder schimpfen auf die bösen, bösen Frauen, die nicht einmal antworten. Ich will noch einmal kurz ausholen, damit kein falscher Eindruck entsteht. Komplimente sind natürlich durchaus ok, aber der Zeitpunkt und die Umstände sollten doch sehr genau gewählt sein. Und hier hat sich durch diverse Gespräche mit Frauen und Männern mein Eindruck bestätigt, dass Frauen es oftmals weitaus geschickter anstellen einen Mann anzusprechen. Natürlich schreiben auch sie Männer an, die sie attraktiv finden. Schließlich ist das Äußere nun mal oft das erste was ins Auge sticht, gerade beim Onlinedating. Aber: Frauen fallen damit eben nicht plump zur Tür herein. Vielmehr suchen sie in seinem Profil nach einem Anknüpfungspunkt, schreiben ihn daraufhin an und zeigen damit Interesse an seiner Person.

Zu diesen Männern gibt es natürlich auch genau das Pendant. Jene, die nicht versuchen eine Frau mit Komplimenten zu locken, sondern mit ihrer Kreativität. Zumindest nehmen diese Dichter & Denker (wie ich sie mal betiteln möchte) an, das auserwählte weibliche Objekt der Begierde mit ihrer Poesie bezirzen zu können. Leider ist die Lyrik mitunter nicht das, was ihnen wohl wirklich liegt. Und so erwecken sie damit leider eher den Eindruck als wollten sie nur ihre Poesie an den Mann, äh die Frau, bringen. So reimen sie beispielsweise: Ich bin fein, mein Herz rein, lass mich in dein Leben ein. oder „Ich heiße xxx, daß ist mein Name, und du bist eine wirklich wunderschöne Dame… Ich wohne in xxx, im xxx-Teil Berlins, trägt du wie ich auch gerne mal Jeans… Und nun zu meinen Hobbies, da habe ich Viele, es geht über Badminton, Joggen und Billard was ich gerne spiele… Nun zu meiner Person, ich bin ehrlich und direkt, ich hoffe ich habe dich damit nicht verschreckt… Sarkasmus und Ironie gehören zu meinem Humor, was magst du denn gerne, wie schießt man bei dir ein „Tor“… Wie ist dein Name und wo kommst du her, diese Frage zu beantworten ist doch nicht schwer…“ Super wird es dann, wenn dir diese Dichter im Anschluss erklären, dass sie die all zu offensichtlich lange ausgefeilten und wohl an jede, für sie interessante Frau, gemailten Ergüsse, gerade mal so spontan heruntergeschrieben haben – „Garnicht so einfach spontan über sich selber zu dichten. Aber du hast recht, eine poetische Ader habe ich sehr wohl in mir…“ Ähm, ich habe Recht? Du leidest wohl an Halluzinationen. Ich habe noch kein Sterbenswort von mir gegeben. Bis eben war mir dein Verweilen auf dieser Erde noch nicht einmal bewusst. Fazit: Auch wenn sich die Dichter & Denker wohl Mühe geben, ich weiß nicht… Vielleicht mag es daran liegen, dass ich selbst sehr viel mit Worten hantiere, aber irgendwie kann ich mein Herz für derlei Reime nicht erweichen. Es klingt nach Kindergartenreim. Und ich möchte doch einen Mann, kein Kind. Sorry, an anderer Stelle habt ihr damit sicherlich mehr Erfolg.

Und dann hätten wir da noch die Spaßvögel. Die witzigen und gewieften unter ihnen, oder sagen wir: Jene, die sich dafür halten. Sie sind immerhin soweit gekommen nicht nur dein Foto anzusehen, sondern auch im Profil zu stöbern und darauf zu achten, was man eigentlich sucht. Denn ja, auch wenn ich z.B. angegeben habe, dass ich Männer zwischen  28-35 suche, war ein Großteil der Interessenten um die 50 und älter. HILFEEEE!!! In sofern sei ihnen an dieser Stelle schon einmal ein großer Pluspunkt gutgeschrieben. Dennoch, anstatt sich etwas aus dem Profil herauszupicken, an das man als Frau ggf. auch anknüpfen und antworten kann, kommen sie mit Sprüchen daher, wie: „Zwischen 28 und 35… puh, gerade nochmal Glück gehabt…“. Ähm sorry, leider nein, denn ich sehe keinen Grund mich darauf festnageln zu lassen. Da steht zwar zwischen 28 und 35, das bedeutet aber nicht, dass jeder in dieser Alterspannen Potenzial besitzt. Aber ich werde darüber nachdenken. Immerhin bin ich ja kein Unmensch, auch wenn das hier vielleicht den Anschein erwecken sollte.

Und dann hätten wir da noch eine Vielzahl an Mails wie: „hey sweety. wie schauts bei dir? hast du lust auf nen kleines abenteuer?“. Ich nenne sie die Abenteurer, die ohne Umschweife klar machen, dass sie eigentlich nur mit dir ins Bett wollen. In sofern wenigstens ehrlich und Frau weiß sofort woran sie ist. Dennoch habe ich durch die Mehrheit dieser Anfragen den Eindruck gewonnen, dass Onlinedating-Plattformen eher Sexbörsen sind. Und um abermals kratzbürstig daherzukommen: Ich möchte das niiiiicht!!!!

Was sollte ich nun von all diesen Schreiberlingen halten? Es war ja nicht so, dass ich mit den größten Erwartungen an dieses Experiment herangegangen war. Aber vielleicht hatte ich doch ganz tief in mir drin die Hoffnung, dass es mich vom Gegenteil überzeugen konnte? Oder zumindest, dass es nicht all meine Vorurteile bestätigen würde? Nun ja, da hatte ich wohl die Rechnung ohne die virtuelle Realität gemacht. Und auch mein Kumpel saß nun betroffen schweigend da und hatte ganz plötzlich fürchterliches Mitleid mit mir und all den anderen Frauen. „Echt krass? Das wusste ich gar nicht. Klar, dass man da als Frau irgendwann die Lust verliert zu antworten.“ Sein bedröppeltes Gesicht verschaffte mir ein schlechtes Gewissen und ich lenkte ein: „Es sind ja zum Glück nicht alle Männer so.“ Ich ließ es so stehen, dachte jedoch bei mir weiter: Nur leider verstecken die sich irgendwo. Wie auch im realen Leben. Wer online also sein Glück finden will (egal ob Mann oder Frau) muss wohl Geduld und Sitzfleisch mitbringen.

Die Erkenntnis

Trübsinnig erzählte ich ein paar Tage später einer Freundin von meinen ersten mentalen Errungenschaften zum Thema Onlinedating. „Ich will ja nicht oberflächlich klingen, aber da haben mich bis jetzt echt nur Honks angeschrieben.“ Männer die meine Väter und Großväter sein könnten, Männer die mich nur ins Bett bekommen wollten, Männer die scheinbar jede anschrieben, Männer die – ich traue es mich kaum zu sagen, aber es ist so – nicht wirklich attraktiv waren,… Meine Freundin lächelte milde und sagte zu mir: „Hab ich dir doch gleich gesagt. Wundert dich das? Männer suchen immer Frauen die in einer anderen Liga spielen. Frauen, die sie ohnehin nicht erreichen können. Die schönen Männer, haben ebenso wie die schönen Frauen Angst vor einer Abfuhr und sprechen dich deshalb nicht an. Die anderen Männer sind Abfuhren gewöhnt, deshalb versuchen sies immer weiter. Auf eine mehr oder weniger kommt es ja da nicht an.“ Zunächst dachte ich: wie überheblich. Aber nachdem ich noch einmal gründlich darüber nachgedacht hatte, befand ich (auch für mein Seelenheil), dass sie wohl Recht haben musste. Auch wenn diese Erkenntnis schmerzte. Denn was für eine Krux. Die für mich interessanten Männer hatten Angst vor mir und ich vor ihnen? Und das sowohl online als auch in der Realität? Das würde ja bedeuten, dass ich als alte Jungfer enden würde…

Das Resümee, welches ich daraus zog, war unumgänglich. Zum einen musste ich wohl, auch wenn mir schon der Gedanke nicht behagte, einfach mal auf eine dieser Mails antworten. Um zu schauen, ob die eigenartigen ersten Zeilen nicht doch nur der anfänglichen Unsicherheit zuzuschreiben waren. Zum anderen musste ich wohl selbst initiativ werden. Ich musste Männer anschreiben, die mir aus irgendeinem Grund gefielen. Und das trieb mir bereits jetzt Schweißperlen auf der Stirn. Das bedeutete, dass ich nun wirklich aktiv in meinen Selbstversuch einsteigen musste. Und es bedeutete, dass auch ich wohl mit diversen Abfuhren rechnen musste. Angesichts dieser Tatsache zog ich es vor, wieder eine Pause einzulegen. Um all meine bestärkten Vorurteile etwas zu Verdrängung und Kraft zu schöpfen für die nächste Phase.

Fortsetzung folgt…

Dating 2.0 – Gruselkabinett Online (Teil 2): Der erste Eindruck zählt…

Wie heißt es so schön: „Ein Bild sagt mehr als tausend Worte“. Ein sehr treffendes Sprichwort, wie ich mal wieder feststellen sollte. Und zwar bei meinen ersten Gehversuchen im Experiment Onlinedating.

Nachdem ich vorurteilsbeladen und mit tausend Fragezeichen im Gesicht, nach gefühlten tausend Stunden, die unendlich vielen, eigenartigen Fragen automatisch generierter Administratoren beantwortet hatte, war es soweit: Ich war skeptische Besitzerin eines Onlinedating-Accounts. Skeptisch, da ich mir auch nach den unzähligen Fragen nicht vorstellen konnte, dass diese dazu beitragen könnten, dass mir besagte Administratoren einen wirklich passenden Partner vorschlagen würden. Wie sich später noch herausstellen sollte, wurde meine Erwartung diesbezüglich keinesfalls enttäuscht. Mir wurden viele Männer vorgeschlagen, jedoch alles andere als passend… Aber dazu an anderer Stelle mehr. Ich war also Neubesitzerin und neugierig. Würde ich die gleichen Erfahrungen machen wie meine Freundin? Was würde mich erwarten? Es konnte losgehen, mit meinem aufwendigen Selbstversuch…

Bevor ich nun loslege sei betont: Ich bin eine Frau, eine Frau die auf Männer steht. Dementsprechend habe ich auch die Männerwelt in besagten Onlineportalen unter die Lupe genommen und schreibe aus Sicht einer Frau. Dran glauben müssen mal wieder die Herren der Schöpfung (was eben nicht heißt, dass es nicht auch unter Frauen diverse Ausfälle zu vermelden gäbe).

Das Profilbild

Beginnen wir mit dem Anfang meines Experiments. Dem ersten Eindruck. Denn wie sagt man so schön: Der erste Eindruck zählt! Ich machte mich also daran ein wenig durch die Profilbilder der werten Männer zu stöbern. Und da war sie wieder: Die Skepsis. Stärker denn je klopfte sie an meine Schädeldecke. Was bitte war das??? Meine Idee vom Supermarkt der Eitelkeiten traf es wohl ziemlich genau. Mir fehlten die Worte und mein anfangs interessierter, neugieriger Gesichtsausdruck wich binnen Minuten einer ungläubigen, ziemlich dämlich aussehenden Miene. Die Redensart „mir fallen gleich die Augen aus dem Kopf.“ traf binnen meiner ersten Minuten in der Cyberdatingwelt wohl ziemlich genau auf mich zu. Denn wie bereits erwähnt, Bilder sagen oft mehr als Worte. Und diese Profilbilder sprachen Bände… Mann vor protzigem Auto. Mann Oberkörper frei. Verwackelte Selbstportraits vor dem Spiegel. Einzelne Körperteile. Männer in Bodybuilderposen. Bilder, bei denen auf den ersten Blick zu erkennen war, dass hier wohl mehr Photoshop als Foto vorhanden war. Ah und hier, who the f***. James Dean. Wie interessant. Ich wusste gar nicht, dass der wieder von den Toten auferstanden ist. Und George Clooney. Ob seine Freundin weiß, dass er sich hier tummelt? Ich musste mich schon sehr „beherrschen“, um angesichts der stark vertretenen Prominenz nicht vollkommen aus dem Häuschen zu geraten. Das war ja herrlich. Hier würden meine kühnsten Teenieträume in Erfüllung gehen. Mit etwas Glück würde ich hier mein Idol aus Kindertagen antreffen und von mir überzeugen können. Der schiere Wahnsinn. Seufz. Räusper. Ähm, Entschuldigung… Natürlich nicht, liebe Männer!!!

Und deshalb nun mal Klartext. Für wie blöd haltet ihr uns Frauen? (Bitte lieber nicht ernsthaft beantworten, das könnte böse enden.) Oder habt ihr echt die Erfahrung gemacht mit einem solchen Fakefoto Frauen anzuziehen? Wenn ja, schäme ich mich an dieser Stelle für all die Frauen fremd, die allen ernstes auf ein solches Foto reagieren. Oder ich versuche mir ganz fest einzureden, dass sie nicht wissen wer George Clooney, James Dean, etc. sind und wirklich rein interessehalber auf euer Profil geklickt haben. Dennoch seien mir an dieser Stelle zwei weitere Fragen erlaubt. Liebe Männer, was erhofft ihr euch von einem solchen Foto? Denkt ihr, dass euch dadurch die gesamte Frauenwelt zu Füßen liegt? Dann weit gefehlt, denn nicht jeder steht auf George Clooney, James Dean, etc. Ich zum Beispiel. Ich bevorzuge die lebenden Exemplare und auch ein George Clooney kommt bei mir nicht auf die Bettkante. Und liebe Frauen, warum fühlt ihr euch von einem solchen Foto angesprochen? Ist es der Wunsch, dass besagter Herr wirklich aussieht wie beispielsweise George? Oder ist es reine Neugierde, wer die Frechheit besitzt ein solches Bild zu verwenden bzw. scheinbar davon überzeugt ist, auszusehen wie George, Brad und Tom?

Weiter geht es, liebe Männer. Bei aller Bewunderung für euer Selbstbewusstsein und eure Verliebtheit in den eigenen Körper. Auch ein halbnacktes Frontfoto oder diverse Bodybuilderposen sind nicht unbedingt das, was eine Frau auf den ersten Blick von einem Mann überzeugen kann. Dachte ich zumindest. Denn angesichts der Vielzahl dieser Motive muss es wohl auch einen gewissen Umsatz geben. Auch hier kann ich nur wieder den Kopf schütteln. Über den männlichen Einfallsreichtum und den Teil der weiblichen Bevölkerung, der darauf anspringt. Es sei euch Männern gesagt: Ein solches Foto wirft ein gewisses Licht auf euch. Um es euch mal kurz vor Augen zu führen, was ein solches Bild zu allererst spricht: Gigolo. Zu großes Ego. Nicht wirklich interessiert an jemand anderen als sich selbst. Auf der Suche nach einem schnellen Abenteuer. Eine nach der anderen… Ich könnte fortfahren, denn wie gesagt, es spricht mehr als tausend Worte. Ich will natürlich nicht behaupten, dass Männer, die diese Art von Fotos verwenden, sich nicht auch genau in diesem Licht präsentieren wollen. Und dass Frauen, die auf diese Profile klicken, ebendies suchen. Aber aber… Wo bleibt denn da die Romantik? Solltet ihr also keines dieser Worte mit eurem Bild kommunizieren wollen, wechselt tunlichst euer Foto!

Dann hätten wir da noch jene Kategorie Bilder, auf denen sich Mann, getreu dem Werbeslogan „Mein Haus, mein Auto, meine Yacht.“, mit diversen Konsumgütern brüstet. Hm… Fehlt also nur noch „mein Weib(chen).“ Und ein solches suchen sie wohl auch… Lasst euch gesagt sein: Frauen die hier wirklich auf der Suche nach einem ernstzunehmenden, netten Mann sind (denn ich will keinesfalls bestreiten, dass es nicht auch genug Frauen gibt, die nur auf ein Abenteuer aus sind), lassen sich bestimmt nicht durch diverse Konsumgüter beeindrucken. Erweckt es doch eben den Eindruck als wäre Frau nur eine weitere Errungenschaft. Der nächste Luxusgüter an seiner Seite. Und damit ersetzbar.

Und auch an den unzähligen Selbstauslöserfotos vor dem Spiegel habe ich natürlich etwas auszusetzen. Liebe Männer, wir suchen kreative Männer. Männer mit Einfallsreichtum, Witz und Charme. Damit ist aber nicht gemeint, dass wir gern vor euren Bildern hocken und unsere Phantasie walten lassen müssen, da man dank Überblendung und Spiegelung allenfalls eine Lichtgestalt erkennen kann. Moderne Kunst hin oder her, aber das ist keine Kunst!!! Wir fangen angesichts dieser wahnsinnig kreativen Abbildungen nicht interessiert an zu überlegen, wie der werte Herr wohl genau aussehen mag. Vielmehr stellen sich Gedanken ein wie: Was will der junge Mann verschleiern? Was hat er zu verbergen? Warum nimmt er sich keine Zeit für seinen Account? Denn selbst ich, die ich ja nur ein Experiment starten wollte, habe mir da mehr Mühe gegeben. Ist es gar auch ein Zeichen für die Suche nach etwas Flüchtigem?

Das Pseudonym

Neben all diesen „großartigen“ Fotos, die wirklich eine Vernissage verdient hätten, schlägt sich die männliche Schöpferkraft auch in der Namenswahl wieder. Da gibt es beispielsweise verheißungsvolle Pseudonyme wie Prinz der Liebe, LoverBoy, xxx-Lümmel, Casanova, MrMcLove, etc. Aha. Heißt übersetzt soviel wie: ‚Ich will nur f*****’. Ich bin ja sehr für ehrlich gerade heraus und so. Aber dann muss man eben auch mit der Konsequenz leben. Und die ist in diesem Fall: Danke für die Info, aber ich schau mich dann mal anderweitig um. Ähnlich verhält es sich mit Namensträgern mit dem Motto ‚Ich bin ein toller Hengst.‘ (StayStunned, Prachtkerl, Beautyful, etc.) oder ‚Ich bin dein Verderben’, wie beispielsweise Nostradamus, Devil-xxx, etc. Netter Versuch, aber wir Frauen haben schon genug Probleme, da werden wir sicher nicht auch noch einen Pakt mit dem Teufel eingehen.

Eine wirkliche Gräultat für das weibliche Gemüt sind Pseudonyme mit chen-, lein- oder i-Endungen – Teufelchen, Mäxchen, MfGchen, DerChrissi, etc. Räusper. Nicht euer Ernst, oder? Wir sind doch hier nicht im Kindergarten!!! Da muss wohl wieder mal die brutale Wahrheit ausgesprochen werden. Schließlich bin ich ja stets bemüht nicht nur zu tadeln, sondern konstruktiv zu tadeln. Deshalb hier die Erklärung, warum so etwas gar nicht geht: Wir wollen Männer und keine Weicheier. Und ein ‚chen’ sagt lediglich ‚ich wär gern, bin es aber nicht’. Ich muss euch abermals enttäuschen: Wir wollen keinen ‚ich wär gern’, wir wollen einen ‚ich bin’. Einen Mann, der weiß was er will. Genauso verhält es sich mit Männern der Pseudonym-Gattung ‚Ich bin verklemmt, also bitte nimm du die Zügel in die Hand, aber nicht zu fest, sonst tust du mir weh’, zu erkennen an Namen wie Sensiblo-xxx, Träumer-xxx, Schüchtern-xxx, etc. und Männer der Gattung ‚Ich such ne Mutti’, mit kreativen Wortschöpfungen wie xxx-Junge, Schokobubi, Teddybär, etc. Nun mal Butter be dei Fische: Wenn ihr eine Mutti sucht, geht nach Hause oder lasst euch adoptieren. Wir wollen auf jeden Fall keine Mutti für euch sein. Und wenn ihr mal ehrlich seid: Das wollt ihr auch nicht!

Zudem hätten wir da noch diverse Traumprinzen. Euch sei gesagt: Auch wenn wir gern an das Märchen mit dem Prinz auf dem weißen Pferd glauben würden, wir tun es schon lange nicht mehr. Alles was ihr mit Namen dieser Art bewirkt, ist die Frage, ob ihr nicht etwas an Selbstüberschätzung leidet. Allenfalls noch etwas Wehmut und die Erinnerung an alte Zeiten. Nämlich die Kindheit. Aber die ist nun mal Vergangenheit. Und wir leben lieber im Hier und Jetzt.

Liebe Männer, ähm…äh…also… Kurzum: Mir fehlen die Worte. Ich könnte unendlich fortfahren, all die wunderlichen Namen zu kategorisieren. Das Potpourri an Namensschöpfungen bietet es aber auch an. Nein, es drängt sich geradewegs auf. Will nicht irgendein Germanist oder Psychologe da mal eine Arbeit drüber verfassen? Gibt es wahrscheinlich sogar schon. Aber ich schweife ab. Alles in Allem: unfassbar!!! Aber eines muss man diesen Pseudonymen, wie auch den beschriebenen Bildern lassen: Sie verheimlichen nichts. Sie bringen ganz klar zum Ausdruck womit man es hier im Erstfall zu tun bekommt. Infolgedessen kann Frau schonmal nicht behaupten, dass man sie hätte hinters Licht führen wollen. Nein anders, hinters Licht führen wollen vielleicht schon, aber eben so offensichtlich, dass es einfach nicht funktionieren kann. Insofern vielen Dank für die offenen Worte, liebe Männer. Sie haben es mir erspart sinnlos Zeit zu investieren, da ich nicht den Hauch einer Gefühlsregung verspürte, das dazugehörige Profil anklicken und durchforsten zu wollen.

Auch wenn es hier und da ein  paar Fotos und Pseudonyme diverser Männer gab, die auf einen gesunden Bezug zu sich selbst sowie geistige Fitness schließen ließen und damit ein erleichtertes Aufatmen meiner Lungen provozierten, das war einfach zu viel für den Moment. Zu viele Expressionen, die da auf mich einströmten. Ich hatte ja einiges erwartet, aber soviel Einfallsreichtum nun doch nicht. Ich war überfordert von soviel Poesie und Bildgewalt. Das brauchte Zeit um verdaut zu werden. Ich beschloss all diese Eindrücke erst einmal sacken zu lassen und abzuwarten. Und so ging mein erster Ausflug in die unendlichen Weiten des Onlinedatings mehr oder minder sprachlos zu Ende. Und mit einer Hoffnung (denn diese stirbt ja bekanntlich zuletzt): Vielleicht waren die Herren der Schöpfung ja origineller, was den virtuellen Briefwechsel anbelangte…

Fortsetzung folgt…

Dating 2.0 – Gruselkabinett Online (Teil1): Aller Laster Anfang…

Kennt ihr noch die kleinen Zettelchen aus Schulzeiten? Mit besagter Frage: „Willst du mit mir gehen?“ – „Ja“ „Nein“ „Vielleicht“ Tja… Manche Datingportale sind der reload davon. Mit vorgefertigten Antwortmöglichkeiten wie „Dein Foto gefällt mir“, „Ich schicke dir einen Kuss“ etc. soll man hier das Interesse des anderen Geschlechts erwecken können. Ist das euer Ernst liebe Datingportal-Erfinder? Aber von vorn….

Letztens erzählte mir eine Freundin, dass sie seit einiger Zeit bei einem Online-Datingportal angemeldet ist. Der erste Gedanke, der mir in den Kopf schoss, war: Warum? Was um alles in der Welt war geschehen? Denn nach wie vor hat das Vorhaben einen potenziellen Partner via Onlineportal kennenzulernen, zunächst erstmal einen komischen Beigeschmack. Zumindest bei mir. Ja, ich gebe es zu, da trage ich Vorurteile mit mir herum. Denn irgendwie hat es doch noch immer den Ruf des Supermarkt der Eitelkeiten, einer Spielwiese. Und so ist die erste Frage die wohl oft damit einhergeht, wenn man davon erfährt: Hat er/sie/es das nötig und warum? Und so stellte auch ich mir genau diese Frage. Ich kenne meine Freundin als einen zwar etwas schüchternen, aber durchaus aufgeschlossenen und vor allen geistig fitten Menschen. Sie ist neugierig, begeisterungsfähig,… Ich könnte diese Liste fortsetzen. Und dann sah sie an, wie sie da vor mir saß. Mit den großen, schönen Augen, der zierlichen Figur, einem verlegenen Grinsen im Gesicht. Ja, auch das konnte sich sehen lassen. Vielleicht strahlte sie einen gewissen Anspruch aus, aber war es das, was Männer in der Realität abschreckte? Oder hatte ich etwas übersehen? War sie komisch, kompliziert, etc.? Sie musste das Fragezeichen in meinem Gesicht bemerkt haben, denn sie begann zu erklären: „Online fragen mich die Männer jetzt auch ständig:  Du bist single? Warum? Du kannst doch an jeder Hand drei haben?“ Typisch Mann, dachte ich mir, geht mal wieder nur nach dem Äußeren. Ich schüttelte den Kopf. Und genau das ist wohl das Problem. Schöne Frauen werden oft nur als schön wahrgenommen. Das Dahinter interessiert gar nicht erst. Oder sagen wir, es interessiert zunächst erstmal nicht. Das „Schön“ schreckt im wahren Leben ab. Oder aber es wird gleichgesetzt mit Selbstbewusstsein und damit einhergehend, mit der Gabe, selbst  ‚einen Mann klar zu machen‘. Was für eine Krux. Denn oftmals besitzen sie diese Gabe eben nicht. Und wenn sie dann tatsächlich doch mal selbst die Initiative ergreift, wird sie oft als schnell zu haben, willig, oder was auch immer abgestempelt und bekommt mitunter auch nicht das, was sie sich im Grunde ihres Herzens wünscht: Einen festen Partner. Und so findet sie sich dann plötzlich in einem der besagten Onlineportale wieder, bietet sich an wie Ware.

„Und“, fragte ich sie nun wirklich neugierig geworden, „ist es denn online erfolgreicher als in der Realität?“ Und damit hatte ich einen Stein ins rollen gebracht. „Nein, es ist genauso frustrierend…“ Denn online schreckt das „Schön“ zwar erstmal nicht ab, ruft aber allerlei Bewunderer aufs Spielfeld, die dennoch auch nur auf die schöne Fassade anspringen, in der Hoffnung sich damit brüsten zu können. Und dann erzählte sie mir die gruseligsten Geschichten. Das schreit geradezu nach Potenzial für diverse sarkastische Anekdoten. Und so beschloss ich: Das muss ich am eigenen Leib/Geist erfahren. Immerhin bin auch ich Single und kenne den Wahnsinn „Partnersuche“. Warum also nicht den Versuch starten, mit einem Vorurteil aufzuräumen. Oder aber Es zu nähren und wachsen zu lassen ;) Und so war ich kurze Zeit später skeptische Besitzerin eines Profils bei einer Online-Datingplattform. Nach einer Woche beharrlichen Ignorierens meiner neuen Onlinepräsenz, beschloss ich nun doch mal einen Blick in meinen Account zu werfen. Mein Status nach nur einer Woche: Favorit von 6 Personen, 160 wollen mich treffen. Wou, was war denn hier los? Was für eine Ausbeute, dachte ich mir und machte mich ans Lesen der ersten Post. Aber weit gefehlt… Meine anfängliche Euphorie wurde mit Füßen getreten, zerplatzte wie ein Luftballon, nahm die Füße in die Hand und rannte davon. Kurzum, sie sollte nicht lange anhalten. Das „Grauen“ nahm seinen Lauf. Wüste Beschimpfungen, übertriebene Anmachsprüche, verkappte Dichter & Denker (die aber auch lieber verkappt bleiben sollten), etc. Wobei ich betonen möchte: Hin und wieder gab es auch Lichtblicke. Und damit meine ich Männer, die geradeaus reden können. Männer, welche die Gabe besitzen eine normale Konversation zu führen. Und ich danke diesen Lichtblick-Männern, dass ich Dank ihnen den Glauben an die Männerwelt noch nicht ganz verloren habe ;P

Nun brennt ihr sicher darauf von all den Wunderlichkeiten, die mir dort wiederfahren sind, zu erfahren. Leider muss ich euch an dieser Stelle enttäuschen, denn es sind einfach zu viele, um sie in einen einzigen Artikel reinzuquetschen. Deshalb habe ich beschlossen eine kleine Reihe daraus zu machen und euch nach und nach an all dem Wahnsinn teilhaben zu lassen.

Fortsetzung folgt…