Vor ein paar Tagen hatte ich zwei voneinander unabhängige, sehr angeregte Gespräche über das Thema ‚große Träume‘ und deren Verwirklichung. Wir diskutierten Fragen wie: Wie lange hält man an einem Traum fest? Wann beginnt ein Traum Realität zu werden? Wann sollte man einen Traum begraben? Sollte man ihn jemals begraben? Begräbt man damit nicht auch ein Stückweit sich selbst? Aber wie verbissen sollte man daran arbeiten bzw. wann sollte man sich eingestehen, dass der Traum vielleicht immer ein Traum bleiben wird, weil man einfach nicht die Voraussetzungen mitbringt den Traum Wirklichkeit werden zu lassen oder in der Masse derer, die den selben Traum haben, untergeht?
Es gibt natürlich die unterschiedlichsten Träume. Von Reiserouten, über Lebenspläne bis hin zu beruflichen Träumen. Wir sind beim Thema berufliche Träume hängen geblieben, die ja mehr oder weniger eng auch mit dem Lebensplan verbunden sind. Und ich kam zu der Erkenntnis: Blöd ist es wenn man einen Traum hat, den viele haben. Noch blöder ist es, wenn man einen Traum hat, den viele haben und der von der Meinung und den Geschmäckern anderer abhängig ist. Wie zum Beispiel alle künstlerischen Tätigkeiten. Vom Schreiben, übers Malen, hin zum Singen. Betrachten wir mal das Exempel Superstar zu werden. Was tun manche doch, um das zu erreichen. Wühlen sich durch Castingshows, tauchen auf jeder Party auf um Kontakte zu knüpfen, etc. Und der eigentliche Traum? Bleibt bei alledem oft auf der Strecke. Talent ist gut, ’Promotion’ das A und O. Ja, früher wurden Talente noch entdeckt. Heute sind es oft diejenigen, die sich selbst entdecken. Das Talent ist dabei hin und wieder eher nebensächlich. Wer sich selbst gut verkaufen kann hat auch gute Karten. Wer sich hingegen bei ’Küsschen rechts, Küsschen links’, ’Schischi hier, Schischi da’, oberflächliches Geplänkel und Smaltalk nicht wohl fühlt, hat schlechte Karten. Da kann die Gabe noch so groß sein. Man wird übersehen und kann wohl nur weiter darauf hoffen, dass der gute alte Talentscout am Fenster des kleinen Künstlerkämmerleins vorbeifliegt und/oder die Gabe besitzt das jeweilige Können bereits auf hundert Meter Entfernung zu erschnuppern… Vorausgesetzt natürlich, man hat das Glück irgendwann mal auf hundert Meter Entfernung an einem Talentscout vorbei zu laufen ;)
Ich für meinen Teil, als fleischgewordenes Klischee eines menschenscheuen Wesens mit Wörtern im Kopf, die zu Papier wollen, kenne das Dilemma nur zu gut. Gerade heute muss man wohl viel Kontakten und Netzwerken um seine „Kunst“ an den Mann und die Frau zu kriegen. Da is’ nix mit stilles Kämmerlein und entdeckt werden… Eine Krux, denn es ist ja bekannt, dass Autoren, Schreiberlinge, oder wie auch immer man sie betiteln mag, sensible Seelen sind. Scheue Wesen. Lichtgestalten. Ja und genau das bin auch ich. Ein scheues Reh ;) Ich liebe es Geschichten zu erzählen und zu schreiben. Nichts anderes tue ich seit ich sprechen bzw. schreiben kann. Ob gut oder schlecht sei mal dahingestellt bzw. ist dies ja eben immer Geschmacksache. Aber eben ohne Schischi und Geplänkel. Einfach nur Schreiben und im besten Falle (denn am einfach nur Schreiben hindert einen ja heute keiner mehr) damit sein Bed & Breakfast zu finanzieren.
Stellt sich also die Frage: Wie hart sollte man für seinen Traum kämpfen? Und wann verliert man den objektiven Blick für sich und sein Können? Nehme man wieder das Beispiel der Castingshows. Über die Hälfte der Träumer sind, so muss man es leider mal festhalten, wirklich Träumer. Sie sind talentfrei. Und doch haben sie diesen großen Traum an den sie verbissen arbeiten. Alles was sie dann jedoch oft erreichen ist eine Blamage. Öffentliche Demütigung. Zumindest wenn ihre eigentliche Gabe nicht die ’Selbstdarstellung’ ist. Und ganz ehrlich, auf eine Blamage kann man doch gut und gern verzichten, oder? Kein Wunder also, dass viele wahre Künstler, die ohnehin oft mit sich und ihrem Können hadern, nie entdeckt werden. Denn sie bleiben lieber hinter verschlossenen Türen, singen unter der Dusche, schreiben anonym im Netz, etc. Vielleicht auch um ihren Traum weiter zu nähren, daran festhalten zu können. Denn was passiert, wenn der Traum auf einmal zerplatzt? Woran hält man dann fest? So einfach einen neuen Traum zu suchen ist nicht unbedingt einfach, wenn man wirklich an etwas hängt. Und wenn man bereits viel Zeit und Engagement investiert hat. Und damit meine ich nicht Schischi und Geplänkel. Und es derangiert das eigene Selbstbewusstsein wohl um Einiges, wenn man sich eingestehen soll/muss, dass der Traum geplatzt ist. Dass man die Voraussetzungen nicht mitbringt. Dass man auf dem Holzweg ist oder auch einfach nur zur falschen Zeit am falschen Ort war.
Um seinen (beruflichen) Traum zu leben braucht man also nicht nur Vertrauen ins eigene Können, eine realistische Einschätzung der Fähigkeiten wäre auch ganz hilfreich. Und noch eines ist wichtig, wenn man seinen großen Traum Realität werden lassen will: Sitzfleisch. Denn mühsam ernährt sich bekanntlich das Eichhörnchen. Und vielleicht hat man ja dann trotz der Scheu und Ablehnung vor/von Schischi und Geplänkel das seltene Glück entdeckt zu werden. Man hört ja doch immer wieder mal davon. Dass da Jemand auf die via Blog zur Verfügung gestellten geistigen Ergüsse und den Stil, mit dem man pflegt diese zu offenbaren, aufmerksam geworden ist. Sie für lohnens- und lesenswert erachtet hat, und mit einer Buchveröffentlichung, einem Job bei einem Verlag oder Ähnlichem der Weg zum großen Traum geebnet wurde. Dass da Jemand durch Youtube als neuer Stern am Horizont emporschießt. Dass da Jemand die Möglichkeit bekommen hat seinen Traum zu leben und das ganz ohne Schischi.
In diesem Sinne: Möchte mich nicht mal Jemand entdecken? Es muss ja nicht gleich der Pulitzerpreis sein. Und auch den Qualitätsjournalismus sehe ich nicht gleich als nächsten Schritt meiner beruflichen Laufbahn an. Aber fühlt euch Willkommen an meine Tür zu klopfen oder lasst mich ein wenn ich an eure klopfe. =)