Dating 2.0 – Gruselkabinett Online (Teil 4): Der Lauf der Dinge…

Ich war ins kalte Wasser gesprungen. Ich hatte auf einige meiner Onlinedating-Anfragen geantwortet und ich hatte auch selbst ein paar Männer angeschrieben. Wirklich nur ein paar, denn mir fiel auf, dass ich einfach nicht ohne einen Anknüpfungspunkt kommunizieren konnte und wollte.

Ein einfaches „Hallo“ wäre mir zu belanglos und plump vorgekommen. Schließlich fand ich Anfragen dieser Art selbst nichtssagend. Deshalb verstand ich nun auch den Sinn der absurden Fragen, die ich zu Beginn meiner Anmeldung ausfüllen musste. Hier lagen sie. Die Möglichkeiten für einen Konversationsbeginn. Und auch wenn es da ein paar Männer gab, die Übereinstimmungen aufwiesen, bei deren Angaben ich grinsen oder nicken musste… Irgendwas war meist, was mich zögern ließ. Und wenn ich erstmal zögerte, dann war  es auch schon zu spät. Also musste ich ebenfalls feststellen, dass wohl etwas dran ist, an dem Vorurteil mir gegenüber, dass ich zu wählerisch bin. Man hatte hier aber auch die Möglichkeit sehr wählerisch zu sein. Und wie sich heraussstellte, sollte man dies auch… Aber zurück. In der Tat fand ich nur wenige Aussagen, die sofort etwas in mir auslösten. Die blitzartig eine Frage oder eine lustige Antwort in meinen Kopf zauberten. Wenn dem so war, war der erste Schritt getan und es konnte passieren, dass auch ich mal jemanden anschrieb. Das „Springen in Regenpfützen“ als Sport und Ausdruck von Lebensfreude war zum Beispiel eine solche Aussage. Und dennoch kann ich die Männer die ich anschrieb an einer Hand abzählen. Stattdessen beschränkte ich mich also zunächst darauf den Männern zu antworten die mich anschrieben. Sollten sie doch für ihren Mut belohnt werden

Doch da war schon er schon, der nächste Minuspunkt auf meiner Pro-Contra-Onlinedating-Liste. Denn antwortete man dann also erstmal ganz nett auf ein plumpes „Hallo“ oder ähnliches, kam oft nichts mehr zurück. Meine lieben Herren, das erweckt leider den Eindruck als würdet ihr erstmal wahllos alle möglichen Frauen anschreiben, in der Hoffnung, dass sie antworten und euch dann eine rauszupicken. Das Gefühl eine Fehlentscheidung oder nur zweite Wahl zu sein bestärkt jedoch nicht unbedingt die Pro-Seite der Liste. Aber ich will ja gar nicht meckern, wer weiß was mir dadurch alles erspart geblieben ist. Denn das, was sich dann an „Gesprächen“ entwickelte, war ein Graus.

Und wie sollte es anders sein, auch im Verlauf der Konversation lassen sich bestimmte Typen herauslesen. Die bei mir nachdrücklich im Gedächtnis verankerten, will ich mal wieder zusammenfassen um meine Vorurteile gegenüber Onlinedating zu untermauern. Denn ich echauffiere mich ja nicht einfach so. Auch wenn das der eine oder andere denken mag. Ich  meckere auf der Basis fundierter Recherche. Hier folgend nun zu den verschiedenen Kommunikationstypen.

Der Falschversteher erklärt gern seine eigenen Nachrichten, Humor ist bei ihm an der falschen Adresse, er versteht ihn nicht und schmettert deshalb Antworten wie: „Ich bin schlauer als du denkst!“ Wenn man dann einen neuen humorvollen Versuch startet und beispielsweise darauf antwortet: „Woher willst du wissen für wie schlau ich dich halte? ;)“, verkennt er den Humor abermals, ist stattdessen beleidigt und wird ausfallend: „Wie kommst du dazu so mit mir zu reden. Ich bin sehr wohl ein intellektueller Typ der weiß was er will […]“ gefolgt von einem bösen Schwall Worte über Spielchen, Loser und Winner. Und natürlich der abschließenden Erkenntnis, dass ich der Loser bin und er sich entschuldigt, dass er mich gekränkt hat. HÄÄÄÄ???? Ich sage dazu nichts mehr, schüttele nur den Kopf und denke mir einmal mehr: nur Idioten unterwegs… Also echt mal…. So krass kann man doch gar nicht aneinander vorbeireden.

Der Schürzenjäger hingegen schreibt immer wieder das Gleiche. Im Wortlaut. Das erweckt den Anschein, als hätte er ein Kontingent an vorgefertigten Nachrichten, die er dann mit geändertem (oder auch nicht) Namen an seine Auserwählten herausschickt. Wieder andere schreiben dir, obwohl du ihnen schon geantwortet hast, im wöchentlichen Takt dreimal die gleiche Mail. Ebenfalls im Wortlaut. Bei der zweiten dachte ich noch: Ok, hat er wohl verbaselt. Nett wie ich bin (so jedenfalls die Annahme, da auch das eine der beliebtesten Erstkontakte an mich war „Du siehst nett aus“), antwortete ich eben noch mal auf die selben Fragen. Beim dritten Mal allerdings siegte dann doch mein Misstrauen. Der Mann: Modeltyp. Italiener. Schön. Nicht mein Geschmack, aber schön. Die meisten Frauen würden wohl auf ihn fliegen. Bei mir keimte jedoch das Vorurteil gegenüber Latinlovern auf: Schürzenjäger. Ich dachte mir also: Ich bin ja nett und habe nichts zu verlieren, antwortete also: „Das hast du mich schon mal gefragt ;)“ Die Antwort darauf: „Also wollen wir telefonieren?“ Auch das hatte er schon mehrmals gefragt. Und auch das teilte ich ihm mit, mit dem Hinweis, dass ich langsam das Gefühl bekomme mit einer Wand zu reden. Natürlich netter formuliert. Oder doch eher mit einem computergenerierten Account? Mein Misstrauen war auf jeden Fall geweckt. Es schien als würde er den Überblick verlieren. Als würde er allen Frauen die gleichen vorgefertigten Mails schreiben und gar nicht mehr durchsehen, welche Frau ihm bereits geantwortet hatte. Seine Antwort auf meinen Hinweis war wiederum folgende Erklärung: Er wolle mich eben einfach unbedingt kennenlernen. Aber wenn ich nicht will, werde ich wohl als alte Jungfer enden, denn er sei nun mal der Richtige für mich. Was sagt man dazu? Also ich für meinen Teil sagte lieber gar nichts mehr. Ich lass mich doch hier nicht verarschen… Bzw. wahrscheinlich hatte ich das bereits…

Der schlechte Verlierer oder oft auch damit einhergehende frauenfeindliche Chauvinist wird beleidigend wenn man nicht so will, wie er will. Sie treffen innerhalb des Mailvekehrs immer wieder Aussagen, die vermuten lassen, dass sie Frauen und Männer nicht auf eine Stufe stellen. Dass sie Frauen nur fürs Bett oder den Haushalt suchen. Wenn man ihnen dann ein Treffen abschlägt, können sie nicht damit umgehen. Stattdessen drehen sie frei und Frau darf sich dann auch hier wüste Beschimpfungen anhören. Beschimpfungen, die unter die Gürtellinie gehen. Eine ganz besonders „nette“ Aussage habe ich mal für euch aufgehoben: „Vorher hatte ich ja immer ne Vagina im Kopf, aber jetzt kann ich’s dir ja sagen: Aus dir wird nie was.“ Zwei Tage später von dem selben Mann dann ein Nachtrag: „Egal. Komm rum, mach dich nützlich.“ Sachma hackt’s? Glauben diese Männer tatsächlich, dass sie eine Frau rumbekommen, wenn sie sie derartig beleidigen? Haben bzw. hatten sie damit schon Erfolg? Und das war nicht die einzige Erfahrung dieser Art, bei weitem nicht. Da danke ich doch meinem gesunden Menschengespür und mache drei Kreuze, dass ich diesen jemand nicht näher kennengelernt habe.

Und dann gibt es in dieser Kategorie auch diejenigen, die dich sofort mit Beleidigungen bombadieren. „Deine Fotos sehen so aus als würdest du absichtlich unsexy sein wollen.“, „Hast du keine besseren Fotos“, Du bist sicherlich prüde., So wie du schaust, vergrauslt du doch alle., etc. Und danach wundern sie sich, dass du ihre Bitte abschlägst in ihrem Hotelzimmer zum Schäferstündchen vorbeizuschauen. Hallo, ich bin doch prüde!!! Hat man da noch Worte? Also ich für meinen Teil sah nur alle meine Warnblinkanlagen schwirren und fühlte mich aufs Neue bestätigt.

Der Drängler wiederum schreibt jeden Tag irgendwas Belangloses worauf man mit der Zeit auch nicht mehr wirklich antworten kann und will. Sie schreiben trotzdem weiter, werden aber immer fordernder und vorwurfsvoller. Irgendwann kommen dann Fragen wie: „Habe ich was falsch gemacht?“ Ich versuchte ihm klar zu machen, dass ich nicht rund um die Uhr in diesem Portal verweilte, da ich auch noch andere Dinge zu tun hatte und ich ehrlich gesagt auch nicht so darauf stehe, wenn man mich drängelt. Seine Reaktion daraufhin: „Ach, eine Mail täglich is der Dame also schon zu viel. Schnepfe.“ Und noch ehe ich antworten konnte, dass der Ton die Musik macht und vorwurfsvolle Nachrichten nicht unbedingt dazu beitragen, dass ich den Menschen kennenlernen möchte, hatte er mich bereits auf seine Sperrliste gesetzt.

Der scheinheilige Missionar hingegen beginnt dich nach einem eigentlich ganz guten Auftakt missionieren zu wollen. Zunächst stellt er interessiert Fragen und bewundert dein Tun. Nach und nach offenbart er dir, dass er ja ein Frauenversteher sei. Jemand, den man mitunter Womanizer nennt. Er gebe sogar Kurse und habe schon vielen Frauen zu mehr Glück in der Liebe verholfen. Ähm halt mal… Ich bin hier nicht eine deiner Kundinnen!!! Ich ging auf Abstand, doch er hörte gar nicht mehr auf. Er hatte sich wohl so richtig in Fahrt geschrieben. Denn nun musste auch noch mein Werdegang dran glauben. Er versuchte mir tatsächlich einzureden, dass ich mit einem anderen Job besser dran wäre und ließ einfach nicht locker. Hilfe!!! Stohoppp!!! Und das sagte ich ihm dann auch. Ich sagte ihm ganz höflich, dass mir das Gespräch gerade in eine falsche Richtung ging und ich davon absehen würde ihn noch näher kennenzulernen. Da fragt man sich doch echt… Wie krass, Onlinedating-Plattformen als potenzielle Arbeitsbörsen. Da suchen so Coaches hier also ihre Kunden. Wie niederträchtig! Ob das legal ist? Und auch seine abschließende Reaktion auf meinen Rückzieher war nicht gerade nett…

Gab es denn hier nur Verrückte, Lügner und mehr Schein als Sein? Bei meinen Erfahrungen frage ich mich doch: Haben diese Männer wirklich alle nur Sex im Kopf? Denn kaum bekommen sie eine Abfuhr, verlieren sie jegliche Manieren und führen sich auf wie der letzte A…A…A…Allerwerteste? Also das ist definitiv nicht meins. Warum setzte ich mich freiwillig so etwas aus? Ich musste wohl ebenfalls verrückt sein… Denn auch wenn mir diese Männer wohl letztlich alle egal waren, setzten diese Erfahrungen mir und meinem Selbstbewusstsein zu. Einmal mehr machte ich mir Gedanken um meine Ausstrahlung. Was, wenn es wirklich an mir lag? Wenn ich irgendwas ausstrahlte und suggerierte, was genau diese Art Typen anlockte? Hilfe!!! Vielleicht brauchte ich ja wirklich einen Coach…

Die Erkenntnis

Und wie war es nun bei den Männern, die ich selbst angeschrieben hatte? Ich muss gestehen, es waren nur zwei. Aber ich war ja eben nicht auf der Suche nach irgendjemand oder einem schnellen Abenteuer. Immerhin bekam ich von den beiden, die ich angeschrieben hatte eine Antwort. Das ja war ja schon mal was. Und auch die Unterhaltungen waren ganz nett. Dennoch, der Deckel für den Topf war nicht dabei. Wie hatte meine Freundin gesagt: Männer sprechen oft nur Frauen aus einer höheren Liga an. Und wie ich nun zu allem Übel feststellen musste: Spricht man als Frau dann selbst Männer aus der eigenen Liga an, bekommt man früher oder später einen Korb. Denn auch sie sind natürlich auf der Suche in der nächst höheren Liga…

Ich für meinen Teil war nun also nicht nur schockiert über die vielen unsäglichen Beschimpfungen, die ich hier über mich ergehen lassen musste. Sondern verlor so langsam auch den letzten Funke einer nie vorhandenen Überzeugung, dass ich hier potenzielle Partner kennenlernen könnte. Und was machte ich nun mit dieser Erkenntnis? Ich ging erst einmal in mich…

Fortsetzung folgt…

Dating 2.0 – Gruselkabinett Online (Teil 2): Der erste Eindruck zählt…

Wie heißt es so schön: „Ein Bild sagt mehr als tausend Worte“. Ein sehr treffendes Sprichwort, wie ich mal wieder feststellen sollte. Und zwar bei meinen ersten Gehversuchen im Experiment Onlinedating.

Nachdem ich vorurteilsbeladen und mit tausend Fragezeichen im Gesicht, nach gefühlten tausend Stunden, die unendlich vielen, eigenartigen Fragen automatisch generierter Administratoren beantwortet hatte, war es soweit: Ich war skeptische Besitzerin eines Onlinedating-Accounts. Skeptisch, da ich mir auch nach den unzähligen Fragen nicht vorstellen konnte, dass diese dazu beitragen könnten, dass mir besagte Administratoren einen wirklich passenden Partner vorschlagen würden. Wie sich später noch herausstellen sollte, wurde meine Erwartung diesbezüglich keinesfalls enttäuscht. Mir wurden viele Männer vorgeschlagen, jedoch alles andere als passend… Aber dazu an anderer Stelle mehr. Ich war also Neubesitzerin und neugierig. Würde ich die gleichen Erfahrungen machen wie meine Freundin? Was würde mich erwarten? Es konnte losgehen, mit meinem aufwendigen Selbstversuch…

Bevor ich nun loslege sei betont: Ich bin eine Frau, eine Frau die auf Männer steht. Dementsprechend habe ich auch die Männerwelt in besagten Onlineportalen unter die Lupe genommen und schreibe aus Sicht einer Frau. Dran glauben müssen mal wieder die Herren der Schöpfung (was eben nicht heißt, dass es nicht auch unter Frauen diverse Ausfälle zu vermelden gäbe).

Das Profilbild

Beginnen wir mit dem Anfang meines Experiments. Dem ersten Eindruck. Denn wie sagt man so schön: Der erste Eindruck zählt! Ich machte mich also daran ein wenig durch die Profilbilder der werten Männer zu stöbern. Und da war sie wieder: Die Skepsis. Stärker denn je klopfte sie an meine Schädeldecke. Was bitte war das??? Meine Idee vom Supermarkt der Eitelkeiten traf es wohl ziemlich genau. Mir fehlten die Worte und mein anfangs interessierter, neugieriger Gesichtsausdruck wich binnen Minuten einer ungläubigen, ziemlich dämlich aussehenden Miene. Die Redensart „mir fallen gleich die Augen aus dem Kopf.“ traf binnen meiner ersten Minuten in der Cyberdatingwelt wohl ziemlich genau auf mich zu. Denn wie bereits erwähnt, Bilder sagen oft mehr als Worte. Und diese Profilbilder sprachen Bände… Mann vor protzigem Auto. Mann Oberkörper frei. Verwackelte Selbstportraits vor dem Spiegel. Einzelne Körperteile. Männer in Bodybuilderposen. Bilder, bei denen auf den ersten Blick zu erkennen war, dass hier wohl mehr Photoshop als Foto vorhanden war. Ah und hier, who the f***. James Dean. Wie interessant. Ich wusste gar nicht, dass der wieder von den Toten auferstanden ist. Und George Clooney. Ob seine Freundin weiß, dass er sich hier tummelt? Ich musste mich schon sehr „beherrschen“, um angesichts der stark vertretenen Prominenz nicht vollkommen aus dem Häuschen zu geraten. Das war ja herrlich. Hier würden meine kühnsten Teenieträume in Erfüllung gehen. Mit etwas Glück würde ich hier mein Idol aus Kindertagen antreffen und von mir überzeugen können. Der schiere Wahnsinn. Seufz. Räusper. Ähm, Entschuldigung… Natürlich nicht, liebe Männer!!!

Und deshalb nun mal Klartext. Für wie blöd haltet ihr uns Frauen? (Bitte lieber nicht ernsthaft beantworten, das könnte böse enden.) Oder habt ihr echt die Erfahrung gemacht mit einem solchen Fakefoto Frauen anzuziehen? Wenn ja, schäme ich mich an dieser Stelle für all die Frauen fremd, die allen ernstes auf ein solches Foto reagieren. Oder ich versuche mir ganz fest einzureden, dass sie nicht wissen wer George Clooney, James Dean, etc. sind und wirklich rein interessehalber auf euer Profil geklickt haben. Dennoch seien mir an dieser Stelle zwei weitere Fragen erlaubt. Liebe Männer, was erhofft ihr euch von einem solchen Foto? Denkt ihr, dass euch dadurch die gesamte Frauenwelt zu Füßen liegt? Dann weit gefehlt, denn nicht jeder steht auf George Clooney, James Dean, etc. Ich zum Beispiel. Ich bevorzuge die lebenden Exemplare und auch ein George Clooney kommt bei mir nicht auf die Bettkante. Und liebe Frauen, warum fühlt ihr euch von einem solchen Foto angesprochen? Ist es der Wunsch, dass besagter Herr wirklich aussieht wie beispielsweise George? Oder ist es reine Neugierde, wer die Frechheit besitzt ein solches Bild zu verwenden bzw. scheinbar davon überzeugt ist, auszusehen wie George, Brad und Tom?

Weiter geht es, liebe Männer. Bei aller Bewunderung für euer Selbstbewusstsein und eure Verliebtheit in den eigenen Körper. Auch ein halbnacktes Frontfoto oder diverse Bodybuilderposen sind nicht unbedingt das, was eine Frau auf den ersten Blick von einem Mann überzeugen kann. Dachte ich zumindest. Denn angesichts der Vielzahl dieser Motive muss es wohl auch einen gewissen Umsatz geben. Auch hier kann ich nur wieder den Kopf schütteln. Über den männlichen Einfallsreichtum und den Teil der weiblichen Bevölkerung, der darauf anspringt. Es sei euch Männern gesagt: Ein solches Foto wirft ein gewisses Licht auf euch. Um es euch mal kurz vor Augen zu führen, was ein solches Bild zu allererst spricht: Gigolo. Zu großes Ego. Nicht wirklich interessiert an jemand anderen als sich selbst. Auf der Suche nach einem schnellen Abenteuer. Eine nach der anderen… Ich könnte fortfahren, denn wie gesagt, es spricht mehr als tausend Worte. Ich will natürlich nicht behaupten, dass Männer, die diese Art von Fotos verwenden, sich nicht auch genau in diesem Licht präsentieren wollen. Und dass Frauen, die auf diese Profile klicken, ebendies suchen. Aber aber… Wo bleibt denn da die Romantik? Solltet ihr also keines dieser Worte mit eurem Bild kommunizieren wollen, wechselt tunlichst euer Foto!

Dann hätten wir da noch jene Kategorie Bilder, auf denen sich Mann, getreu dem Werbeslogan „Mein Haus, mein Auto, meine Yacht.“, mit diversen Konsumgütern brüstet. Hm… Fehlt also nur noch „mein Weib(chen).“ Und ein solches suchen sie wohl auch… Lasst euch gesagt sein: Frauen die hier wirklich auf der Suche nach einem ernstzunehmenden, netten Mann sind (denn ich will keinesfalls bestreiten, dass es nicht auch genug Frauen gibt, die nur auf ein Abenteuer aus sind), lassen sich bestimmt nicht durch diverse Konsumgüter beeindrucken. Erweckt es doch eben den Eindruck als wäre Frau nur eine weitere Errungenschaft. Der nächste Luxusgüter an seiner Seite. Und damit ersetzbar.

Und auch an den unzähligen Selbstauslöserfotos vor dem Spiegel habe ich natürlich etwas auszusetzen. Liebe Männer, wir suchen kreative Männer. Männer mit Einfallsreichtum, Witz und Charme. Damit ist aber nicht gemeint, dass wir gern vor euren Bildern hocken und unsere Phantasie walten lassen müssen, da man dank Überblendung und Spiegelung allenfalls eine Lichtgestalt erkennen kann. Moderne Kunst hin oder her, aber das ist keine Kunst!!! Wir fangen angesichts dieser wahnsinnig kreativen Abbildungen nicht interessiert an zu überlegen, wie der werte Herr wohl genau aussehen mag. Vielmehr stellen sich Gedanken ein wie: Was will der junge Mann verschleiern? Was hat er zu verbergen? Warum nimmt er sich keine Zeit für seinen Account? Denn selbst ich, die ich ja nur ein Experiment starten wollte, habe mir da mehr Mühe gegeben. Ist es gar auch ein Zeichen für die Suche nach etwas Flüchtigem?

Das Pseudonym

Neben all diesen „großartigen“ Fotos, die wirklich eine Vernissage verdient hätten, schlägt sich die männliche Schöpferkraft auch in der Namenswahl wieder. Da gibt es beispielsweise verheißungsvolle Pseudonyme wie Prinz der Liebe, LoverBoy, xxx-Lümmel, Casanova, MrMcLove, etc. Aha. Heißt übersetzt soviel wie: ‚Ich will nur f*****’. Ich bin ja sehr für ehrlich gerade heraus und so. Aber dann muss man eben auch mit der Konsequenz leben. Und die ist in diesem Fall: Danke für die Info, aber ich schau mich dann mal anderweitig um. Ähnlich verhält es sich mit Namensträgern mit dem Motto ‚Ich bin ein toller Hengst.‘ (StayStunned, Prachtkerl, Beautyful, etc.) oder ‚Ich bin dein Verderben’, wie beispielsweise Nostradamus, Devil-xxx, etc. Netter Versuch, aber wir Frauen haben schon genug Probleme, da werden wir sicher nicht auch noch einen Pakt mit dem Teufel eingehen.

Eine wirkliche Gräultat für das weibliche Gemüt sind Pseudonyme mit chen-, lein- oder i-Endungen – Teufelchen, Mäxchen, MfGchen, DerChrissi, etc. Räusper. Nicht euer Ernst, oder? Wir sind doch hier nicht im Kindergarten!!! Da muss wohl wieder mal die brutale Wahrheit ausgesprochen werden. Schließlich bin ich ja stets bemüht nicht nur zu tadeln, sondern konstruktiv zu tadeln. Deshalb hier die Erklärung, warum so etwas gar nicht geht: Wir wollen Männer und keine Weicheier. Und ein ‚chen’ sagt lediglich ‚ich wär gern, bin es aber nicht’. Ich muss euch abermals enttäuschen: Wir wollen keinen ‚ich wär gern’, wir wollen einen ‚ich bin’. Einen Mann, der weiß was er will. Genauso verhält es sich mit Männern der Pseudonym-Gattung ‚Ich bin verklemmt, also bitte nimm du die Zügel in die Hand, aber nicht zu fest, sonst tust du mir weh’, zu erkennen an Namen wie Sensiblo-xxx, Träumer-xxx, Schüchtern-xxx, etc. und Männer der Gattung ‚Ich such ne Mutti’, mit kreativen Wortschöpfungen wie xxx-Junge, Schokobubi, Teddybär, etc. Nun mal Butter be dei Fische: Wenn ihr eine Mutti sucht, geht nach Hause oder lasst euch adoptieren. Wir wollen auf jeden Fall keine Mutti für euch sein. Und wenn ihr mal ehrlich seid: Das wollt ihr auch nicht!

Zudem hätten wir da noch diverse Traumprinzen. Euch sei gesagt: Auch wenn wir gern an das Märchen mit dem Prinz auf dem weißen Pferd glauben würden, wir tun es schon lange nicht mehr. Alles was ihr mit Namen dieser Art bewirkt, ist die Frage, ob ihr nicht etwas an Selbstüberschätzung leidet. Allenfalls noch etwas Wehmut und die Erinnerung an alte Zeiten. Nämlich die Kindheit. Aber die ist nun mal Vergangenheit. Und wir leben lieber im Hier und Jetzt.

Liebe Männer, ähm…äh…also… Kurzum: Mir fehlen die Worte. Ich könnte unendlich fortfahren, all die wunderlichen Namen zu kategorisieren. Das Potpourri an Namensschöpfungen bietet es aber auch an. Nein, es drängt sich geradewegs auf. Will nicht irgendein Germanist oder Psychologe da mal eine Arbeit drüber verfassen? Gibt es wahrscheinlich sogar schon. Aber ich schweife ab. Alles in Allem: unfassbar!!! Aber eines muss man diesen Pseudonymen, wie auch den beschriebenen Bildern lassen: Sie verheimlichen nichts. Sie bringen ganz klar zum Ausdruck womit man es hier im Erstfall zu tun bekommt. Infolgedessen kann Frau schonmal nicht behaupten, dass man sie hätte hinters Licht führen wollen. Nein anders, hinters Licht führen wollen vielleicht schon, aber eben so offensichtlich, dass es einfach nicht funktionieren kann. Insofern vielen Dank für die offenen Worte, liebe Männer. Sie haben es mir erspart sinnlos Zeit zu investieren, da ich nicht den Hauch einer Gefühlsregung verspürte, das dazugehörige Profil anklicken und durchforsten zu wollen.

Auch wenn es hier und da ein  paar Fotos und Pseudonyme diverser Männer gab, die auf einen gesunden Bezug zu sich selbst sowie geistige Fitness schließen ließen und damit ein erleichtertes Aufatmen meiner Lungen provozierten, das war einfach zu viel für den Moment. Zu viele Expressionen, die da auf mich einströmten. Ich hatte ja einiges erwartet, aber soviel Einfallsreichtum nun doch nicht. Ich war überfordert von soviel Poesie und Bildgewalt. Das brauchte Zeit um verdaut zu werden. Ich beschloss all diese Eindrücke erst einmal sacken zu lassen und abzuwarten. Und so ging mein erster Ausflug in die unendlichen Weiten des Onlinedatings mehr oder minder sprachlos zu Ende. Und mit einer Hoffnung (denn diese stirbt ja bekanntlich zuletzt): Vielleicht waren die Herren der Schöpfung ja origineller, was den virtuellen Briefwechsel anbelangte…

Fortsetzung folgt…