Andere Länder, andere Sitten ODER Wie Reisen den Blick für’s Leben schärft

Man lebt so vor sich hin. Hat seinen Alltag, seine Sorgen, seine Wünsche. Baut sich Schritt für Schritt etwas auf und hält daran fest. Das Ziel fest im Blick kann es schon mal passieren, dass man den Blick für das Wesentliche verliert. Dafür worauf es im Leben wirklich ankommt. Nämlich Gesundheit und ein stabiles soziales Umfeld. Freunde, Familie. Eben Menschen mit denen man seine Zeit verbringen möchte und auch kann. Das klingt banal, ist es aber nicht, wenn man sich einmal vor Augen führt, dass es nicht überall auf der Welt so ist.

Im asiatischen Raum beispielsweise gibt es Länder, in denen nur die älteste Tochter heiraten darf. Weil die Familien einfach kein Geld haben. Deshalb gibt es dort auch viele Menschen die allein leben und sich dafür schämen. So erzählte mir eine Freundin, die mit ihrem Mann lange in Laos, Burma, etc. unterwegs war. Ihre Reiseberichte sind sehr emotional und regen zum nachdenken an. Denn ihr ist genau das vor die Füße gefallen: Das Gefälle zwischen dem eigenen und dem fremden Lebensstandard.

Da ist man also in einem fremden Land, einem Land in dem die Menschen nicht viel besitzen und deren größter Wunsch es ist, nicht allein alt werden zu müssen. Doch dieser Wunsch ist für viele dort unerreichbar. In einem Land, in dem sich die Menschen freuen, wenn man ihnen zwei selbstgeschmiedete Scheren abkauft, weil sie sich davon einen ganzen Monat ernähren können. In einem Land, in dem man so gastfreundlich aufgenommen und zum Essen in die Familie eingeladen wird, obwohl die Einladenden selbst nichts besitzen. Da passiert es natürlich, dass man darüber nachdenkt, wie gut man es eigentlich hat. Und dass man dieses Gut auch nicht hergeben möchte. Dass man sich aber dennoch schlecht fühlt, weil man im eigenen System ganz schnell vergisst, wie gut man es hat.

Oft zehrt man noch lange nach einer solchen Reise von seinen Eindrücken, versucht im eigenen Land danach zu leben. Doch schneller als gedacht, ist man wieder drin, in der Mühle des eigenen Systems. Und das kann man sich nicht einmal vorwerfen. Denn: andere Länder, andere Sitten. Man kann hier einfach nicht so leben wie beispielsweise dort. Das System lässt es gar nicht zu. Hier herrschen ganz andere Ansprüche an das was ein Mensch tun und sein sollte, denen man sich nicht gänzlich entziehen kann. Und so passiert es in unserer Gesellschaft oft, dass der Blick vom Wesentlichen auf das Unwesentliche fällt. Dass man unbewusst vor sich hin und aneinander vorbei lebt.

Und dennoch liegt es letztlich an jedem selbst, wie er leben möchte und worauf es ihm dabei ankommt. So schafft sich jeder sein eigenes kleines System. Ein System im System sozusagen. Der eine passt sich dem vorgegebenen Gesellschaftssystem voll und ganz an, der nächste geht soweit mit wie er muss, stellt für sein Privatleben aber eigene Werte und Normen auf. Letztlich kommt es bei dem Gedanken an ein bewussteres Leben ja auch nicht darauf an, auf alles zu verzichten. Es ist vielmehr eine Entscheidung. Nicht immer das Neuste haben und kaufen zu müssen, nur weil es hier eben so zelebriert wird. Nicht im Überfluss leben oder gar horten zu wollen, nur weil es die Konsumgesellschaft so vorgibt. Nicht alles können zu wollen und zu müssen, nur weil es erwartet wird. Sich stattdessen an den kleinen Dingen erfreuen zu können. Seine Lieben zu schätzen und ihnen das auch zu zeigen. …

Letztlich hat ein bewussteres Leben also auch etwas mit Mut zu tun. Mit Mut, Gefühle und Bedürfnisse wahrzunehmen und zu zeigen. Denn das ist etwas, was in unserer Gesellschaft leider immer mehr abhanden kommt. Auf der anderen Seite ist es aber auch das, was uns am Leben erhält.

Die Sache mit dem Abschied

Abschiednehmen ist nie leicht. Oder vielleicht doch, wenn man sich zum Beispiel gemeinsam mit einem Herzensmenschen auf eine Reise begibt und sich für eine Zeitlang von seiner gewohnten Umgebung verabschiedet. Oder wenn man sich von etwas trennt, was einem ohnehin nicht gut tut. Einfach ist so ein Abschied dennoch nicht, denn der Mensch ist nun mal ein Gewohnheitstier. Ein überstürzter Abschied hinterlässt mitweilen sogar ein sehr eigenartiges Gefühl.

Ich zum Beispiel sitze gerade auf einem Bahnhof fest und habe einen solchen hektischen Abschied hinter mir. Gerade noch saß ich mit meinem Freund im Auto, schaute mir die vorbeifliegende Landschaft an und hing meinen Gedanken hinterher. Sicherlich anderen als er. Denn während er auf dem Weg zu einem Festival ist, habe ich meine Reise angetreten, um einen Teil meiner Familie zu besuchen. Auf für mich halber Strecke ist bereits sein Ziel. Von hieraus sollte es also für mich mit dem Zug weitergehen. Durch einen Stau waren wir spät dran. Aber es hätte klappen können.

Am Bahnhof abgesetzt, verabschiedete ich mich also in aller Eile, um meinen Anschlusszug noch zu ergattern. Nur ein flüchtiger Kuss und los. Schon im Fortgehen bzw. –rennen überkam mich ein sehr eigenartiges Gefühl… Und dann? Der Zug fuhr mir vor der Nase weg. Mist! Und als ob das nicht blöd genug wäre, drängte sich nun auch noch das eigenartige Gefühl in den Vordergrund. Ein Gefühl, als wären wir im Streit auseinander gegangen. Nanu!?

Während ich nun die nächste Stunde über den trostlosen Bahnhof „schlendere“, denke ich darüber nach, woher dieses Gefühl so plötzlich und unerwartet kam. Und das obwohl es doch nur ein ganz kurzer Abschied ist, denn schließlich können wir uns schon in zwei Tagen wieder in die Arme schließen.

Ich glaube solch eine emotionale Reaktion ist, wie so oft im Leben, tief verankert. Bei mir ist es wohl etwas, was mir meine Mutter schon früh immer wieder eingebläut hat: Niemals im Streit auseinandergehen! Immer ordentlich Verabschieden! Man weiß ja nie… Ja, Recht hat sie ja, aber was weiß man denn eigentlich nie? Letzteres klingt ja fast schon berdohlich. Und genau das ist es wohl, was gerade wie eine unerwünschte Internetwerbung in mir aufgeploppt ist, nun unermüdlich wie ein Flummi in mir auf und abspringt und meinen Gefühlshaushalt auf Touren bringt.

Ich versuche mich also an andere Abschiede zu erinnern. Ob es mir da auch so erging? Von der Schulzeit konnte ich mich jedenfalls leicht verabschieden. Schließlich wartete da eine neuer, spannender, weil selbstbestimmterer Lebensabschnitt auf mich. Aber gut, es war eben kein Abschied von einem Herzensmensch. Und er war lange vorher abzusehen, so dass ich mich gebührend darauf vorbereiten konnte. Der Abschied zu einer einmonatigen Weiterbildung in Edingburg war beispielsweise durchwachsen. Leicht, weil ich gespannt war, was mich erwarten würde. Schwer aus Respekt vor dem Neuen. Der Abschied von meinem Opa, nach dem Besuch im Krankenhaus, war da schon schwieriger. Oder auch der von Freunden, von denen man weiß, dass es ihnen gerade nicht gut geht. Diese Abschiede waren und sind stets mit intensiven Gefühlen verbunden.

Generell bin ich wohl einer der Menschen, der nie dicke Freundschaft mit Abschieden schließen wird. Selbst wenn es solche sind, die Not tun. Es braucht seine Zeit, aber dann fühlt es sich auch richtig an. Tja, und hier liegt wohl der Hase im Pfeffer begraben: Ist ein Abschied ein eigener Entschluss, hat man sich darauf vorbereiten können, kann man den Zeitpunkt selbst festlegen und sich dafür soviel Zeit nehmen, wie man braucht, ist es einfacher Abschied zu nehmen.

Sind es also Art & Weise sowie Umstände, die ein „Adieu“ erschweren können? Oder stecken dahinter andere Ängste, die sich in so fremdbestimmten Situationen ihren Weg an die Gefühlsoberfläche bahnen?

Der Teufel liegt wohl auch hier im Detail. Meint, dass es wohl von Person zu Person unterschiedlich ist. Dass es, wie so oft im Leben, auf vergangene Erfahrungen mit dem Thema Abschied ankommt. Und dennoch glaube ich, dass uns Menschen hier eines eint, wenn auch in unterschiedlichen Ausprägungen. Nämlich die Verlustangst. Die Befürchtung, dass sich dadurch etwas verändern könnte. Die Furcht, dass man etwas Liebgewonnenes verliert. Die Sache mit dem „Abschiedsdrama“ ist wohl also einfach nur menschlich.

Und dennoch, man sollte sich diesem Gefühl wohl nicht all zu sehr hingeben. Denn Angst lähmt. Klar, ein bisschen „Trennungsschmerz“ ist nicht von der Hand zu weisen, zeigt er doch einfach nur die Bedeutung der jeweiligen Person oder Sache. Aber dann… Schicht im Gefühlschaos-Schacht!

Ich schüttele meine Gedanken ab, suche meinen Zug und freue mich auf die bevorstehende Fahrt durch eine wirklich traumhafte Landschaft. Und während ich nun auf den herrlich grünen Teppich schaue, der an mir vorbeischwebt, verfliegt auch ganz langsam das dumpfe Gefühl. Tja und dann freue ich mich ganz einfach auf’s Wiedersehen in zwei Tagen. Auf das dies entspannter wird, als der Abschied.

In diesem Sinne: Ein Hoch auf die Wiedersehensfreude! Es lebe die Reunion!

Liebe Hormone!

Kennt ihr das? Die regelmäßig anfallenden Momente/Tage/Wochen Herz im Monat, in denen man von sentimentalen Anfällen, Sehnsüchten und emotionalen Ausbrüchen geradezu geschüttelt wird? Und alles nur, weil die Hormone launisch sind und nach einem kurzen Hoch ins nächste Tief abrutschen. Was kann ich denn dafür, dass ihr so sensibel seid? Also bitte lasst das gefälligst nicht an mir aus! Letztlich wäre das ja aber noch zu ertragen. Viel schlimmer ist es, dass diese Diven auch noch meinen in regelmäßigen Abständen ein Verhalten an den Tag legen zu müssen, was einen hin und wieder zu einer lächerlichen Marionette werden lässt. So kann das nicht weitergehen habe ich beschlossen. Und da Kommunikation ja oft der erste Schritt zur Klärung eines Problems ist, habe ich mir die Zeit genommen um mit den werten Untermietern in Kontakt zu treten. Immerhin hausen sie für günstige Konditionen und könnten sich deshalb auch mal an ein paar Regeln halten. Leider sind die Damen und Herren so mit all ihren Eskapaden ausgelastet, dass man sie einfach nicht ans Telefon bekommt. Irgendjemand und irgendwann muss aber mal auf den Tisch gehauen werden, also her mit dem guten, alten Brief.

Liebe Hormone,

um gleich mal vorweg eines klarzustellen: Ihr geht mir gehörig auf den Zeiger! Wie lange kennen wir uns jetzt bereits, fast 30 Jahre?! Da solltet ihr mich also besser kennen oder habt ihr Spaß daran mich zu verärgern? Denn irgendwie macht ihr immer genau das, was ich am wenigsten in ohnehin brenzligen Situationen gebrauchen kann. Natürlich nicht immer, hin und wieder hatten wir auch eine ganz gute Zeit. Aber das war irgendwie mal. Beziehungsweise schafft ihr es immer dann, wenn ich gerade wieder mühsam Vertrauen in euch erarbeitet habe, dieses sofort wieder einzureißen. In letzter Zeit liegt ihr nämlich leider ziemlich oft ziemlich daneben. Und treibt mich damit in regelmäßigen Abständen in den Wahnsinn.

Ich habe lange nichts gesagt, denn ich bin ein sehr leidensfähiger Mensch, aber nun is‘ auch mal genug. Immerhin biete ich euch sehr kostengünstig eine nette Unterkunft. Da wäre wohl ein wenig Rücksicht angebracht. Also was versprecht ihr euch davon, eurer Heim in regelmäßigen Abständen in eine Gefahrenzone zu verwandeln? Steht ihr auf den Nervenkitzel? Das würde mich wirklich mal interessieren. Wenn ich nun solche Manieren an den Tag legen würde. Also mal Klartext…

Warum zum Beispiel seid ihr so leicht zu verstimmen? Es nervt, dass ihr von jetzt auf gleich von himmelhochjauchzend zu zutodebetrübt switchen könnt. Wer soll denn da mitkommen? Ein Lied, ein Wort, ein Blick, eine Geste, was auch immer und ihr spielt verrückt und verwandelt mich in Sekundenschnelle von der eben noch friedfertig, strahlenden miss sophie in ein marginales Häufchen Elend, dass mit aller Gewalt gegen aufsteigende Wut, Verletzung, Sentimentalität, etc. ankämpfen muss, um nicht augenblicklich irgendwelche Dummheiten zu begehen, Gefühlsausbrüchen zu unterliegen und damit zu allem Überfluss gegebenenfalls ein noch jämmerlicheres Bild abzugeben. Und was fällt euch dann zum Trost ein: Hunger. Und was mache ich um euch wieder zu besänftigen: essen. Und dann? Dann setzt nicht etwa die Genesung ein sondern der pure Stress. Denn was bleibt ist ein schlechtes Gewissen gegenüber meiner körperlichen Konstitution und meinem Geldbeutel, welcher dann wieder einmal gähnende Leere offenbart, weil ihr mich zu später Stunde von meiner gemütlichen Couch hochpeitscht und zum nächsten überteuerten Spätkauf treibt.

Nennenswert sind auch Situationen der Entscheidung. Habe ich einen Entschluss gefasst, kann ich quasi die Minuten an einer Hand abzählen, bis ihr aufmuckt und irgendein Gegenargument hervorzaubert. Und wenn ich dann so nett bin, dieses zu prüfen und vielleicht sogar für ein gutes Argument zu erachten, habt ihr euch schon wieder anders entschieden. Ja, ne, vielleicht, ich weiß nicht. So wird das nichts Freunde. Das bringt letztlich nur komplette Verwirrung und einen körperlich wie emotional äußerst haarsträubenden Zustand: Nämlich wie Drahtseil gespannte Nerven und Unzufriedenheit.

Völlig idiotisch verhaltet ihr euch übrigens auch jedes Mal, wenn ich einen Mann auch nur ansatzweise interessant finde. Denn wenn ihr mal zuschlagt, dann mit Karacho, aber ohne mich vorher mal zu fragen. Was ich jedoch am wenigsten verstehe und mir regelmäßig böse Schimpfwörter ins Gehirn treibt: Wenn ihr mir dann ein paar Glücksmomente habt zuteil werden lassen und merkt, dass ich mich eurem Interesse beuge, dann zieht ihr entweder die Notbremse oder lasst mich schön gegen die Wand rennen. Natürlich auch mit Höchstgeschwindigkeit. Super wie ihr es in solchen Fällen schafft aus mir einen undurchschaubares Etwas zu machen, vor dem jeder noch so tapfere Krieger die weiße Flagge hissen muss. Oder aber mich an völlig aussichtslosen Situationen die Zähne ausbeißen und Dummheiten machen lasst, die eindeutig belegen, dass ich – oder sollte ich besser sagen ihr – wohl den Verstand verloren haben muss/müsst. Aber anstatt mir danach über den Verlust hinweg zu helfen, ihr biestigen Scheusale, macht ihr mich dann zu einem emotional verstimmten, sich in Selbstmitleid (was für eine fürchterliche Eigenschaft!!!) auflösenden Jammerlappen.

Ich werde jedenfalls das Gefühl nicht los, dass ihr all zu oft nicht wisst was ihr wollt. Und wenn ihr schon auf derartige Achterbahnfahrten steht, dann habt danach zumindest auch den Arsch in der Hose und helft mir bei der Schadensbegrenzung. Schließlich bin ich euer Heim und ihr solltet ein Interesse daran haben dies nicht zu zerstören. Oder wollt ihr auf der Straße landen? An dieser Stelle ist es nun angebracht mal mahnend den Zeigefinger zu erheben und zu predigen: Werdet euch doch bitte erst einmal selbst darüber klar was ihr wollt, bevor ihr andere – in diesem Fall mich – da mit reinzieht. Schließlich bin letztlich ich diejenige, die da mit ihrem Gesicht steht, die ihren Kopf hinhalten muss. Ihr hingegen könnt euch schön dahinter verstecken. Also behandelt mich bitte auch dementsprechend und tanzt mir nicht auf der Nase herum. Und da wir noch ein paar gemeinsame Jahre vor uns haben würde ich deshalb vorschlagen, dass ihr euch mal ein wenig zusammenreißt. Wäre das möglich? Anderenfalls muss ich wohl härtere Sanktionen ergreifen.

Also Freunde! Ein Vorschlag zur Güte, denn ich bin ja im Grunde meines Herzens ein sehr friedfertiges und harmoniebedachtes Wesen: Wenn ihr schon nicht weichen wollt, könnt oder wie auch immer, dann helft doch stattdessen mal zwischen mir und den von euch provozierten Emotionen zu vermitteln! Wie wär’s damit? Akzeptieren, dass es so ist wie es ist, ohne große Erklärungen dafür zu suchen? Vielleicht sogar mal den Gedanken Flügel verleihen? Denn Verstand nicht das Gespür kontrollieren lassen? Das würde zumindest meinem Selbsterhaltungstrieb etwas entgegenkommen, denn ich habe keine Lust mich jedes Mal nach euren Eskapaden neu aufbauen zu müssen.

In diesem Sinne verbleibe ich mit HERZlichen Grüßen und gelobe Nachsicht, wenn ihr Besserung gelobt :)

Eure miss sophie