Wir leben im so schön betitelten Kommunikationszeitalter. Was es nicht alles gibt, dass Kommunikation heute einfacher und vor allem auch schneller möglich ist. Kein verabreden wenn man sich sieht, sondern nur ein „wir simsen“ oder „wir mailen“. Kein „wollen wir unsere Nummern austauschen“, sondern ein schlichtes „Facebook?“.
All diese schönen technischen Gimmicks machen die Kommunikation aber nicht nur schneller, sondern auch unverbindlicher. Man sagt Treffen und Termine leichter wieder ab, man meldet sich nicht, etc. Was ist nur aus dem guten alten Dialog von du zu du geworden? Alles halb so wild, mag nun einer denken. Man muss eben sehr genau abwägen mit wem man in unserer so hektischen und schnelllebigen Zeit wirklich Zeit verbringen möchte. Ja, das ist in der Tat jedem selbst überlassen und sicher bin auch ich nicht davor gefeit. Aber bei manchen, so konnte ich in der letzten Zeit immer wieder feststellen, verkümmert die, ich will es mal „reale Kommunikation“ nennen, immer mehr. Ich frage mich gar manchmal, ob sie das Sprechen verlernt haben? Vielleicht bildet sich der Sprachmuskel ja mit zunehmender Technisierung der Kommunikation zurück…
So saß ich letztens, an einem miesepetrigen Sonntagnachmittag in einem gemütlichen Café, und konnte an meinem Nachbartisch ein junges Pärchen beobachten. Mein Alter, vielleicht etwas jünger. Man sollte meinen mitten im Lebend stehend, aufgeweckt und kommunikativ. Aber diese zwei Beiden hatten sich scheinbar nichts zu sagen. Denn jeder starrte und tippte unentwegt auf seinem Smartphone herum. Ich glaube in den 1 ½ Stunden, die sie dort neben mir saßen, haben sie kein einziges Wort miteinander gewechselt. Das höchste der Gefühle war die Bestellung an den Kellner. Also wenn sie dort gesessen hätten und sich unentwegt stumm in die Augen gestarrt hätten… Dann wäre da noch so etwas wie ein Funke Interesse mitgeschwungen und man hätte die Wortkargheit einer faszinierten Sprachlosigkeit zuschieben können. Aber so? Man kann sich ja nun vieles zusammenreimen, aber ich kam immer wieder zu der selben Erkenntnis: Wie traurig! Und was für eine Geldverschwendung. Also anschweigen könnten sie sich auch billiger…
Dank Smartphone, Facebook, Twitter, WhatsApp und Co. gibt es auch unter Freunden einen neuen Freizeittrend. Das gemeinsame Treffen zum Smartphoniesieren. Spieleabend, Videoabend oder gar gemeinsames Kochen und Quatschen? Sind out. In ist wer drin ist. Im Netz. Dauernd und immer abrufbar. Und so kann man seit neusten immer wieder Gruppen junger Menschen beobachten, die abends in einer Kneipe um einen Tisch herum sitzen, und alle auf ihren Smartphones herumschieben, tippen, etc. Immerhin sie haben Spaß. Zumindest ihrem lauten Lachen nach zu urteilen. Bei genauem Hinsehen muss man jedoch eingrenzen. Denn sie lachen nicht miteinander sondern für sich. Allerdings wird sich hier aber hin und wieder gegenseitig das Smartphone unter die Nase gehalten, um die neusten Errungenschaften der virtuellen Welt zu präsentieren. Da ist er also noch, der Funke leibhaftiger Kommunikation. Ein Anfang von zurück zur „realen Kommunikation“. Man will also nicht allein sein, hat sich aber dennoch nicht zu sagen? Herje… Ich will nicht behaupten, dass alle Besitzer neuer technischer Kommunikatiosgimmicks so sind. Und ich habe auch nichts gegen all diese technischen Kommunikationsmittel. Auch ich verschicke sicherlich mal eine SMS, wenn ich mit jemand anderen unterwegs bin. Aber wenn ich mich treffe, dann treffe ich mich auch. Ich bin an dem Menschen interessiert, nicht nur an seinem Antlitz. Aber diejenigen, die so sehr an ihre virtuellen und technischen Kommunikationsmittel gefesselt sind, wohl nicht. Nicht auszudenken, wenn ihr treuer Wegbegleiter mal den Geist aufgibt. In diesem Fall müssen sie sich wohl fühlen, als wenn man ihnen das Lebenselixier entzogen hat… Da kann man ja schon fast Mitleid bekommen.
Die Krönung des ganzen kommunikationslosen Kommunikationswahnsinns sind jedoch die Pärchen, WG-Partner & Familien, die sich in der selben Wohnung befinden, aber anstatt drei Schritte zu gehen und sich Dinge persönlich mitzuteilen, die moderne Technik für die zwischenmenschliche Kommunikation verwenden. Da wird sich via Skype oder WhatsApp unterhalten. „Hey Schatz, du glaubst nicht, was mir heute passiert ist…“. Da werden keine gemeinsamen Brettspiele mehr am Tisch gemacht. Nein, da sitzt einer da in seinem Kämmerlein, der andere drei Meter durch eine Wand entfernt. Und man spielt gemeinsam Online-Games. Da wird nicht mehr zusammen im Wohnzimmer gesessen und vorgelesen. Da sitzt man, wie die Hühner auf der Stange, nebeneinander auf dem Sofa. Jeder mit einem Smartphone, IPad oder ähnlichem in der Hand, abgetaucht in seine eigene Twitter-, Facebook- oder Was-auch-immer-Welt. Da kann es dann schon einmal vorkommen, dass man sich morgens auf dem Flur begegnet und denkt: Wer bist du denn?
Ich für meinen Teil frage mich: Wozu bitte lebt ihr mit einem Partner zusammen? Warum lebst du in einer WG? Oder sind diese Menschen vielleicht sogar glücklicher, als diejenigen ihrer Zeitgenossen, die sich nach „realer Kommunikation“ sehnen, sie aber nicht bekommen? Weil sie sich schneller zufrieden geben? Nämlich mit einem Wort oder einer Emoticon auf einem Bildschirm? Weil sie gar nicht bemerken, dass sie ein Mensch sind, der eigentlich ein Herdentier ist und nach Gemeinsamkeit strebt?
Wenn ich mich so betrachte: Ich jedenfalls „verzehre“ mich nach realer menschlicher Kommunikation. Nach einem Gegenüber, dem ich beim Kommunizieren in die Augen schauen kann. Dessen Mimik und Gestik ich sehen kann. Dessen Gefühle ich erahnen kann. Und die? Haben es nicht nötig. Schicken sich Smilies. Is‘ ja natürlich auch viel aussagekräftiger als sich gegenüberzusitzen, in die Augen zu schauen und zu erahnen, was der Partner, der Kumpel, die Schwester, etc. gerade so denkt und fühlt. Seufz!
Und das ist sie dann also, die Kommunikation der Kommunikationslosen. Ich habe beschlossen: Da mache ich nicht mit. Zwischen den kleinen Anfällen technisierter Kommunikation harre ich aus und warte auf die großen Momente. Die reale Kommunikation von du zu du.