No risk BUT fun

Vor Kurzem hatte ich ein Gespräch über menschliches Handeln. Menschliches Handeln in Bezug auf die eigenen Gefühle und die von anderen. Kurzum: menschliches Handeln in der Phase des Kennen- und Liebenlernens.

Und schnell kamen wir zu der Frage: Was ist los in der Welt? Warum bekommen immer mehr Menschen schiss vor ihrer eigenen Courage. Detaillierter gesagt: Schiss vor ihren eigenen Gefühlen. Warum verlässt viele der Mut genau an der Stelle, wo etwas Aufrichtiges beginnt?

Da treffen sich zwei Menschen, sind fasziniert voneinander. Lernen sich kennen. Vielleicht ein wenig  schnell, weil die Faszination sie all ihre Ängste über Board werfen lässt. Sie genießen den Moment. Und dann ganz plötzlich und unverhofft schlägt er zu, der kleine Teufel Furcht. Dann verlässt sie der Mut und das eben noch positiv Empfundene lähmt. Meist nur einen von beiden. Und deshalb bitter für den anderen. Der nun dasitzt und sich fragt: Was ist passiert? Eben sagtest du noch „Alles wird gut“. Und plötzlich? Keine Nachricht, keine Antwort. Kein Interesse?

Mein Gesprächspartner war der Meinung, dass viele Menschen ihr eigenes Tun null reflektieren und ihnen deshalb auch nicht auffällt, dass sie andere Menschen damit möglicherweise verletzten. Sie wollen Spaß. Spaß aber keine Verpflichtung. No risk but fun. Und so schieben sie ihre Ängste und Macken als Entschuldigung und Erklärung für das plötzliche Ende vor. Denn so müssen sie sich nicht mit sich auseinandersetzen. Das ist wiederum der Grund, weshalb sie auch gar nicht auf die Idee kommen, ihr eigenes Handeln zu hinterfragen. Dadurch fällt ihnen natürlich auch nicht auf, dass Wertschätzung und Respekt dem anderen gegenüber nicht zu ihrem Repertoire gehört. Bzw. es sei ihnen scheißegal….

Meine Idee, dass diese Menschen vielleicht auch einfach nur Schiss vor ihren eignen Gefühlen und Veränderung haben könnten, stellte mein Gesprächspartner mit dem Satz „Ich glaube du schätzt das Denken vieler Menschen viel zu komplex ein!“ in Frage. Und ich kam ins Grübeln. Denn sollte das tatsächlich so sein, wäre das ziemlich trostlos. Und deshalb möchte ich auch einfach nicht an diese Variante glauben. Oder sagen wir: Nicht alle über diesen Kamm scheren. Ich stimme ihm in sofern zu, dass es sicherlich derart egomane Menschen gibt. Aber ich möchte auch daran glauben, dass es andere Gründe für derlei Verhalten gibt. Einfach weil ich nicht daran glauben möchte, dass unsere Gesellschaft schon so weit „verkommen“ ist. Und auch weil die andere Denkweise bedeuten würde, dass es keine Hoffnung mehr gibt. Ich möchte aber die Hoffnung darin nicht verlieren, dass ein Mensch sich ändern kann. Dass er nicht nur Geisel seiner Vergangenheit, sondern auch Creator seiner Gegenwart und Zukunft sein kann.

Neben der Egomanie ist es wohl oft auch einfach nur mangelndes Interesse, was die Personen von einen auf den anderen Moment zum Rückzug bewegt. Immerhin ist unsere Gesellschaft heute zu großen Teilen so beliebig und offen, dass Jedermann wild auswechselbar ist. Verlust wird nicht als solcher empfunden. Jedenfalls nicht der eines gerade kennengelernten Menschens. Denn man lässt es ja gar nicht erst soweit kommen, dass es ein Verlust werden könnte. Man lässt sich wild und ungestüm auf Dinge ein, weil man weiß, dass man sie ohnehin gleich wieder beendet. In diesen Fällen ist es für den Gegenpart natürlich umso schmerzlicher sich eingestehen zu müssen, dass all die Worte und Taten nur so dahingesagt waren.

Möglicherweise ist es also auch eine plötzlich emporsteigende Angst, die dem sich anbahnenden Glück einen Strich durch die Rechnung macht. Zumindest möchte ich das, so gutgläubig das auch klingt, glauben. Ein Fünkchen Vergangenheit, die einem der sich Annähernden in derartige Unruhe versetzt, dass er/sie lieber die Segel streicht und die eben noch herrschende Entspanntheit und Nähe in Distanz umwandelt. Der nicht gewillt ist seine Vergangenheit Vergangenheit sein zu lassen. Der nicht bereit ist dem Menschen gegenüber eine Chance zu geben, auch wenn er/sie doch eigentlich spürt, dass es gut werden könnte. Aber gut werden bedeutet eben immer auch etwas verlieren zu können. Und das ist es wohl, was sie ängstigt. Ihr Gesicht zu verlieren, sich zu verlieren, etwas zu verlieren, was ihnen ans Herz gewachsen ist.

Und manchmal entscheiden diese Menschen dann, wahrscheinlich oft auch unbewusst und deshalb vielleicht auch etwas vorschnell, dass der andere nicht ausreicht. Geben der „Sache“ keine Chance sich zu entwickeln. Lassen sich von Kleinigkeiten abschrecken und  entscheiden sich stattdessen weiter nach dem Perfekten zu suchen, was es ohnehin nicht gibt. Jedenfalls nicht sofort und dauerhaft. Ist ja auch einfacher, als vielleicht auch einmal auf sich selbst zu schauen. Eigenheiten, Verrücktheiten und die eigene Vergangenheit sind ja nichts Schlimmes, solange man sie sich nicht zum Lebensmittelpunkt macht, sich darüber definiert und sie dadurch zu Gegenwart und auch zur Zukunft macht. Und dennoch tun sie dies in genau diesen Momenten. Aber warum entscheiden sich so viele Menschen für diesen Weg? Anstatt ein wenig zu reflektieren, sich mit ihren eigenen Ängsten auseinanderzusetzen und sich die Chance auf eine andere Gegenwart und Zukunft zu geben? Ja, ihre Vergangenheit macht ihnen Angst und doch entscheiden sie sich immer wieder für sie.

Und so nachvollziehbar und menschlich diese Verhaltensweisen auf der einen Seite auch sind, desto unbegreiflicher sind sie auf der anderen. Denn wo bleibt der Mut? Wo bleibt das Bedürfnis oder die Bereitschaft nach/für Veränderung? Nach wahren Gefühlen? Was kann schon passieren? Ja, man kann verletzt werden, aber man lebt!

Ich für meinen Teil finde es bedauerlich, dass es immer weniger Menschen gibt, die bereit sind etwas zu riskieren. Die lieber von Bekanntschaft zu Bekanntschaft hüpfen um einfach nichts in ihrem Leben ändern zu müssen, um nicht verletzt zu werden und sich nicht mit sich selbst auseinandersetzen zu müssen, als sich auf etwas wirklich Emotionales einzulassen. Weil es ihnen Angst macht? Weil sie denken etwas von ihrer Freiheit einzubüßen? Weil da ja noch etwas Besseres kommen könnte? Die auf der Suche nach Zweisamkeit, etwas Beständigkeit und Sicherheit sind, diese aber sofort im Keim ersticken, wenn sie auch nur aufzuleuchten beginnt. Weil Beständigkeit und Verlässlichkeit in der heutigen Zeit oft mit einer Art emotionalem Gefängnis gleichgesetzt wird. Aber warum?

Wenn all diese Mutmaßungen auch nur ein stückweit richtig sind, erstaunt es mich natürlich wenig, dass alte Werte wie Bindung und Verlässlichkeit immer weniger Bedeutung haben. Dass diese Werte immer mehr Angst machen und dazu führen, dass viele der Mut verlässt. Der Mut für etwas Wahres, Echtes, Festes.

Und auch wenn es naiv erscheint, denn selbst wenn jemand diese Verhaltensweisen an sich erkennt, muss es noch lange nicht heißen, dass er/sie sich ihnen stellt: Ich möchte daran glauben, dass es noch Menschen gibt, die bereit sind sich mit ihren eigenen Emotionen auseinanderzusetzen um so den Weg für eine Zukunft zu schaffen. In diesem Sinne: Es lebe das Fühlen und der Mut dieses auch zuzulassen. Denn wie heißt es so schön NO RISK, NO FUN.

Weil wir es können…

Konsum. Verschwendung. Sinnlose Zerstörung. Und warum das alles? Weil wir es können??? So sollte man meinen, wenn man die eine oder andere Stelle unserer Gesellschaft mal genauer betrachtet.

Schlimm genug, dass es bei so manchem Erdenbewohner immer die neuste Technik sein muss, jeden Monat neue Klamotten im Schrank hängen müssen, etc. Wirklich erschreckend ist aber, dass z.B. jeden Tag tonnenweise Lebensmittel einfach so weggeschmissen werden, weil man sie nicht verkauft bekommt. Weil mehr produziert, als gebraucht wird. Und auch privat, hat man sicherlich schon den einen oder anderen Konsumgüter weggeworfen, den einen oder anderen Speiserest in den Müll verschwinden lassen, anstatt ihn noch zu verwerten. Die Gründe dafür sind unzählbar. Bei manchen ist es vielleicht nur eine überpenible Vorstellung von Hygiene oder die Panik vor Krankheiten oder nicht mithalten zu können. Bei manchen ist es aber leider tatsächlich der Überfluss. Die Lust am Konsum. Denn wir haben’s ja…

Doch warum das Ganze?

Wir wollen immer mehr, immer höher, immer weiter. Um mitzuhalten, um das Gefühl von Leere zu füllen, etc. Auch hier könnten die Gründe nicht unterschiedlicher sein. Um letztlich nicht am eigenen Konsum zu ersticken, müssen wir uns auf der anderen Seite bestimmter Dinge entledigen. Um die entstandene Leerstelle sogleich mit etwas Neuem zu füllen.

Getoppt wird das Dasein der Wegwerfgesellschaft durch die Lust an Zerstörung. Ohne Sinn und Verstand. Mutwillig. Der Schaulust wegen. So z.B. in TV-Sendungen, deren Essenz es tatsächlich ist, Dinge – und mit ihnen auch Personen und Existenzen – zu zerstören oder wenigstens zu deformieren. Ein treffendes Beispiel ist die Sendung „Elton zockt“. Dieses Format spielt mit dem Streben des Menschen nach mehr. Gewinnt der Kandidat ist er um einige tausend Euro reicher. Verliert er, muss er bei der Vernichtung eines ihm geliebten Gegenstandes zuschauen. Und mit ihm das Publikum vor den Bildschirmen. Da werden also Instrumente, Fahrzeuge, etc. zerlegt. Einfach so. Aus Spaß an der Zerstörung von Konsumgütern. Aus Begeisterung für Erniedrigung, Schockierung und das Vorführen von Überschätzung. Aus Freude daran zu demonstrieren, wie nah Konsum und Verschwendung beieinander liegen. Einfach unfassbar! Wenn man die verzockten Gegenstände wenigstens spenden, an jemand anderen verschenken oder verlosen würde… Aber nein, es muss zerstört werden. Um Macht zu demonstrieren und das Scheitern zu symbolisieren. Denn wir können’s ja…

Da fragt man sich doch: Was ist aus unserer Gesellschaft geworden? Geht es uns zu gut? Und vor allem: Wo soll das Ganze noch hinführen?

Natürlich zurück zum Menschen. Wenn das Wegwerfen und sinnlose Ruinieren von Konsumgütern nicht mehr ausreicht, muss man sich eben gegenseitig selbst zerstören. Wie nah wir diesem Zustand sind, zeigt nicht nur ein neuer erschreckender Trend namens „KnockOut Games“. Hier werden wahllos Passanten mit einem einzigen harten Schlag niedergestreckt. Nur um den Kick von Macht und Destruktion zu spüren. Nur um die eigene Leere und unzulänglichkeit zu füllen. Genauso schlimm ist der Einzug vom „Konsumieren und Wegwerfen“ von Menschen und Emotionen. Weil wir nie zufrieden sind. Weil wir Angst haben. Weil wir gelernt haben, die emotionale Leere mit etwas anderem zu füllen. Weil wir denken etwas zu verpassen. Weil der Hinterkopf sagt, dass da noch etwas Besseres kommen könnte. Aber was ist, wenn wir das Beste im eigenen Konsumwahn einfach schlichtweg übersehen? Wenn da nichts Besseres kommt?

Wir sollten also den Blick wieder mehr auf das richten, was uns lieb und teuer ist. Und es für kein Geld der Welt verschwenden, zerstören oder eintauschen! Weil wir es können!!!

Einfach so (glücklich)

Es gibt Momente im Leben, da ist man einfach froh. Einfach so, ohne zu wissen warum. Sekunden – Minuten – Stunden, in denen alles stimmt. Ohne dass etwas Großartiges passiert ist. Einfach aus einer inneren Stimmung heraus. Und dem Gefühl, dass gerade in diesem einem Moment einfach alles stimmig ist. Kennt ihr? Kennt ihr nicht? Wenn nicht sei an dieser Stelle Bedauern ausgesprochen. Denn diese kleinen Momente sind es, die ein großes Glücksgefühl hervorrufen können. Wenn auch eben erstmal nur für den Augenblick. Aber denkt man mal weiter… Eine Vielzahl dieser kleinen Momente, aufgefädelt wie Perlen an einer Kette, ergeben ein noch größeres Glücksgefühl. Ja klar, man muss auch eine gewisse ‚Begabung‘ haben und den Willen. Wer nicht sehen will, wird auch nicht sehen. Man muss also mit offenen Augen durch die Welt gehen und sie einsammeln, die Glücksmomente.

Leider sind solche Momente aber auch bei ‚Begabten‘ oft viel zu selten. Oder besser gesagt: Leider registrieren wir solche Augenblicke viel zu selten. Denn zu sehr haben wir verlernt auf diese kleinen Dinge zu achten. Aus Argwohn, dass dafür gleich wieder der nächste Tiefschlag um die Ecke schleicht. Denn ja, ich gebe es ja zu, Glück und Unglück liegen oft nah beieinander. Und das Glück kann manchmal eine ganz schöne Diva sein. Statt diese Momente also zu erkennen und aufzusaugen, sich einen Glücksteppich zu weben, wird unser Gefühl all zu oft von großen Erwartungen bestimmt. Das Offensichtliche, die Einfachheit, die kleinen Dinge werden übersehen oder zumindest wird ihnen nicht die Beachtung geschenkt, die sie verdient hätten.

Gerade deshalb versuche ich mir solche Glücksmomente immer extra bewusst zu machen. Halte sie mit meiner inneren Kamera fest. Mit Worten und Gedanken. Mit Assoziationen und Empfindungen. Denn ein Foto würde eine solche Situation wohl kaum adäquat wiedergeben.

Und wenn man sich erst einmal eines solchen Augenblickes bewusst ist, kann es ein noch so trüber Tag sein, die Laune rutscht trotzdem nicht in den Keller.

Dann sitzt du in dem kleinen Cafe um die Ecke. Ein Cafe in dem du schon oft saßt. Aber du fühlt dich wohl. Entdeckst so viele Kleinigkeiten neu. Die kleinen eingestanzten Details auf der Tapete. Die liebevoll verzierten Tische. Den schummrigen Kerzenschein. Den Duft von frisch gemahlenen Kaffeebohnen. Du beobachtest Leute. Ihre Gesten. Ihre Mimik. Und dann fließen die Ideen. Durchströmen den ganzen Körper. Und erzeugen dieses Gefühl von Produktivität. Generieren den Gedanken: Ja, das ist ES. Das ist DEINS. Das bist DU.

Es kann aber auch das Lächeln eines Fremden sein. Der dir auf der Straße begegnet. Und dich aus deinen, vielleicht gerade noch trüben Gedanken reißt. Die Gesichtszüge erweckt. Und dann lachst du zurück. Und die Welt steht kurz still.

Es kann ein Lied sein, das bereits mit den ersten Klängen eine Emotion emporsprudeln lässt. Mit Lyrics bei denen du augenblicklich denkst: Das passt. Hier und jetzt. Ein Lied was man schon tausend Mal gehört hat. Aber genau in diesem Moment löst es ein Gefühl von Stimmigkeit aus.

Es kann das beruhigende Geräusch von Regen sein. Der lautmalerisch auf die Fensterscheibe trommelt, dich einlullt und leise wispert. Oder aber auch der Duft und das Gefühl eines warmen Bettes, was Geborgenheit spendet….

So einfach kann Glück also sein. Und so oft sehen wir den Wald vor lauter Bäumen nicht. Warum nur haben wir verlernt es zu erkennen? Es bei den Hörnern zu packen. Es nicht mehr gehen zu lassen. Warum streben wir immer nach dem großen Ganzen? Und nehmen uns damit die Chance es zu bekommen. Denn auch das größte Puzzle besteht aus mehreren Teilen.

Aus diesem Grunde ein Appell an unsere Herzen. Haltet es fest, dieses Gefühl. Wenn ihr es zu fassen bekommt. Damit es nicht in Vergessenheit gerät. In Zeiten, in denen man die Welt verteufelt und einfach nur auffällt was alles fehlt.

In diesem Sinne: Ein Hoch auf die kleinen Dinge – Juhu, ich bin auch klein ;) – des Lebens!

Liebe Hormone!

Kennt ihr das? Die regelmäßig anfallenden Momente/Tage/Wochen Herz im Monat, in denen man von sentimentalen Anfällen, Sehnsüchten und emotionalen Ausbrüchen geradezu geschüttelt wird? Und alles nur, weil die Hormone launisch sind und nach einem kurzen Hoch ins nächste Tief abrutschen. Was kann ich denn dafür, dass ihr so sensibel seid? Also bitte lasst das gefälligst nicht an mir aus! Letztlich wäre das ja aber noch zu ertragen. Viel schlimmer ist es, dass diese Diven auch noch meinen in regelmäßigen Abständen ein Verhalten an den Tag legen zu müssen, was einen hin und wieder zu einer lächerlichen Marionette werden lässt. So kann das nicht weitergehen habe ich beschlossen. Und da Kommunikation ja oft der erste Schritt zur Klärung eines Problems ist, habe ich mir die Zeit genommen um mit den werten Untermietern in Kontakt zu treten. Immerhin hausen sie für günstige Konditionen und könnten sich deshalb auch mal an ein paar Regeln halten. Leider sind die Damen und Herren so mit all ihren Eskapaden ausgelastet, dass man sie einfach nicht ans Telefon bekommt. Irgendjemand und irgendwann muss aber mal auf den Tisch gehauen werden, also her mit dem guten, alten Brief.

Liebe Hormone,

um gleich mal vorweg eines klarzustellen: Ihr geht mir gehörig auf den Zeiger! Wie lange kennen wir uns jetzt bereits, fast 30 Jahre?! Da solltet ihr mich also besser kennen oder habt ihr Spaß daran mich zu verärgern? Denn irgendwie macht ihr immer genau das, was ich am wenigsten in ohnehin brenzligen Situationen gebrauchen kann. Natürlich nicht immer, hin und wieder hatten wir auch eine ganz gute Zeit. Aber das war irgendwie mal. Beziehungsweise schafft ihr es immer dann, wenn ich gerade wieder mühsam Vertrauen in euch erarbeitet habe, dieses sofort wieder einzureißen. In letzter Zeit liegt ihr nämlich leider ziemlich oft ziemlich daneben. Und treibt mich damit in regelmäßigen Abständen in den Wahnsinn.

Ich habe lange nichts gesagt, denn ich bin ein sehr leidensfähiger Mensch, aber nun is‘ auch mal genug. Immerhin biete ich euch sehr kostengünstig eine nette Unterkunft. Da wäre wohl ein wenig Rücksicht angebracht. Also was versprecht ihr euch davon, eurer Heim in regelmäßigen Abständen in eine Gefahrenzone zu verwandeln? Steht ihr auf den Nervenkitzel? Das würde mich wirklich mal interessieren. Wenn ich nun solche Manieren an den Tag legen würde. Also mal Klartext…

Warum zum Beispiel seid ihr so leicht zu verstimmen? Es nervt, dass ihr von jetzt auf gleich von himmelhochjauchzend zu zutodebetrübt switchen könnt. Wer soll denn da mitkommen? Ein Lied, ein Wort, ein Blick, eine Geste, was auch immer und ihr spielt verrückt und verwandelt mich in Sekundenschnelle von der eben noch friedfertig, strahlenden miss sophie in ein marginales Häufchen Elend, dass mit aller Gewalt gegen aufsteigende Wut, Verletzung, Sentimentalität, etc. ankämpfen muss, um nicht augenblicklich irgendwelche Dummheiten zu begehen, Gefühlsausbrüchen zu unterliegen und damit zu allem Überfluss gegebenenfalls ein noch jämmerlicheres Bild abzugeben. Und was fällt euch dann zum Trost ein: Hunger. Und was mache ich um euch wieder zu besänftigen: essen. Und dann? Dann setzt nicht etwa die Genesung ein sondern der pure Stress. Denn was bleibt ist ein schlechtes Gewissen gegenüber meiner körperlichen Konstitution und meinem Geldbeutel, welcher dann wieder einmal gähnende Leere offenbart, weil ihr mich zu später Stunde von meiner gemütlichen Couch hochpeitscht und zum nächsten überteuerten Spätkauf treibt.

Nennenswert sind auch Situationen der Entscheidung. Habe ich einen Entschluss gefasst, kann ich quasi die Minuten an einer Hand abzählen, bis ihr aufmuckt und irgendein Gegenargument hervorzaubert. Und wenn ich dann so nett bin, dieses zu prüfen und vielleicht sogar für ein gutes Argument zu erachten, habt ihr euch schon wieder anders entschieden. Ja, ne, vielleicht, ich weiß nicht. So wird das nichts Freunde. Das bringt letztlich nur komplette Verwirrung und einen körperlich wie emotional äußerst haarsträubenden Zustand: Nämlich wie Drahtseil gespannte Nerven und Unzufriedenheit.

Völlig idiotisch verhaltet ihr euch übrigens auch jedes Mal, wenn ich einen Mann auch nur ansatzweise interessant finde. Denn wenn ihr mal zuschlagt, dann mit Karacho, aber ohne mich vorher mal zu fragen. Was ich jedoch am wenigsten verstehe und mir regelmäßig böse Schimpfwörter ins Gehirn treibt: Wenn ihr mir dann ein paar Glücksmomente habt zuteil werden lassen und merkt, dass ich mich eurem Interesse beuge, dann zieht ihr entweder die Notbremse oder lasst mich schön gegen die Wand rennen. Natürlich auch mit Höchstgeschwindigkeit. Super wie ihr es in solchen Fällen schafft aus mir einen undurchschaubares Etwas zu machen, vor dem jeder noch so tapfere Krieger die weiße Flagge hissen muss. Oder aber mich an völlig aussichtslosen Situationen die Zähne ausbeißen und Dummheiten machen lasst, die eindeutig belegen, dass ich – oder sollte ich besser sagen ihr – wohl den Verstand verloren haben muss/müsst. Aber anstatt mir danach über den Verlust hinweg zu helfen, ihr biestigen Scheusale, macht ihr mich dann zu einem emotional verstimmten, sich in Selbstmitleid (was für eine fürchterliche Eigenschaft!!!) auflösenden Jammerlappen.

Ich werde jedenfalls das Gefühl nicht los, dass ihr all zu oft nicht wisst was ihr wollt. Und wenn ihr schon auf derartige Achterbahnfahrten steht, dann habt danach zumindest auch den Arsch in der Hose und helft mir bei der Schadensbegrenzung. Schließlich bin ich euer Heim und ihr solltet ein Interesse daran haben dies nicht zu zerstören. Oder wollt ihr auf der Straße landen? An dieser Stelle ist es nun angebracht mal mahnend den Zeigefinger zu erheben und zu predigen: Werdet euch doch bitte erst einmal selbst darüber klar was ihr wollt, bevor ihr andere – in diesem Fall mich – da mit reinzieht. Schließlich bin letztlich ich diejenige, die da mit ihrem Gesicht steht, die ihren Kopf hinhalten muss. Ihr hingegen könnt euch schön dahinter verstecken. Also behandelt mich bitte auch dementsprechend und tanzt mir nicht auf der Nase herum. Und da wir noch ein paar gemeinsame Jahre vor uns haben würde ich deshalb vorschlagen, dass ihr euch mal ein wenig zusammenreißt. Wäre das möglich? Anderenfalls muss ich wohl härtere Sanktionen ergreifen.

Also Freunde! Ein Vorschlag zur Güte, denn ich bin ja im Grunde meines Herzens ein sehr friedfertiges und harmoniebedachtes Wesen: Wenn ihr schon nicht weichen wollt, könnt oder wie auch immer, dann helft doch stattdessen mal zwischen mir und den von euch provozierten Emotionen zu vermitteln! Wie wär’s damit? Akzeptieren, dass es so ist wie es ist, ohne große Erklärungen dafür zu suchen? Vielleicht sogar mal den Gedanken Flügel verleihen? Denn Verstand nicht das Gespür kontrollieren lassen? Das würde zumindest meinem Selbsterhaltungstrieb etwas entgegenkommen, denn ich habe keine Lust mich jedes Mal nach euren Eskapaden neu aufbauen zu müssen.

In diesem Sinne verbleibe ich mit HERZlichen Grüßen und gelobe Nachsicht, wenn ihr Besserung gelobt :)

Eure miss sophie

„Freakshow“

Für alle Frauen (und alle gefühlsdusseligen Männer mit Humor!)

Manche Menschen besitzen wie man so schön sagt „ein Händchen“ für etwas. Meine Freundin besitzt ein Händchen für „Freaks“. Und damit meine ich nicht den Freak im eigentlichen Sinne, sondern beziehungsgestörte Männer. Ja, lange Zeit habe ich mir keine Gedanken darüber gemacht, dass sie immer nur an Männer gerät die noch nicht bereit sind, die noch nicht drüber hinweg sind oder die noch nicht einmal frei sind. Doch inzwischen mache ich mir nicht nur Gedanken, sondern Sorgen. Alarm!!! Denn so langsam bekomme ich wirklich den Eindruck, dass auf ihrer Stirn eine unsichtbare, bzw. nur für Männer sichtbare Leuchtreklame prangen muss: „Freaks“ bitte hier!!! Und ich betone noch einmal: Damit sind nicht die Freaks im eigentlichen Sinne gemeint, sondern Männer die sich flirtend unters Volk mischen und mit einer Frau anbändeln, obwohl sie eigentlich noch nicht offen und frei für etwas Zweisamkeit sind.

Das blöde daran ist, sie sind nicht auf Anhieb zu erkennen. Im Gegenteil. Es sind die, die auf den ersten Blick echt in Ordnung, geradezu „harmlos“ wirken. Die, wo Frau denkt, mal nicht auf einen bloßen Aufreißer hereinzufallen. Mehr oder weniger schnell offenbart sich dann aber immer ein klitzekleines Detail was Frau zum Nachdenken anregt. Aufgrund bereits eingesetzter emotionaler Vernebelung deutet Frau jene Details jedoch in diesem Stadium oft falsch. In ihrer grenzenlosen Naivität geht sie nämlich nicht gleich vom Schlimmsten aus, wenn ein Mann sie z.B. nicht gleich ins Bett zerren will, sondern denkt stattdessen versonnen: Was für ein angenehmer Zeitgenosse, der will nicht nur das Eine. Aus Beobachtung und Erfahrung heraus würde ich inzwischen sagen: Wenn dir so Jemand begegnet nimm die Hände in die Hand und renne. Denn schneller als man denkt steckt man mitten drin in der „Freakshow“. Auch wenn Frau immer wieder von sich denkt, dass sie solch verfahrene Liebesangelegenheiten locker nehmen und einfach nur das Beste für sich herausziehen kann: Irrtum. Wenn Frau Interesse hat, kann sie es eben doch nicht. Aber leider merkt sie das immer erst dann, wenn es bereits zu spät ist. Dann fällt es ihr nach großem Drama wie Schuppen von den Augen, dass all die vorher positiv bewerteten Zeichen, ein Zeichen für „besetzt“ (im weitesten Sinne) gewesen sein könnten/waren. Nun sitzt sie bereits mitten drin im Gefühlsdesaster. Dann streiten sich Engelchen und Teufelchen. Emotion gegen Verstand. Teufelchen Emotion will um den Mann „kämpfen“, Engelchen Verstand rät aber sofort die Notbremse zu ziehen um größeres Seelenunheil zu vermeiden. Und nach quälendem Hin und Her verbünden sich Engelchen und Teufelchen auch noch. Verstand verschmilzt mit Emotion und schließlich verlangt irgendein Dritter Ruhe zu bewahren und es weiter zu probieren. Und was macht Frau in ihrer grenzenlosen Selbstüberschätzung? Sie probiert bis es nicht mehr geht. Ein ums andere Mal. Von wegen „aus Fehlern wird man klug.“

Und so geht es nicht nur meiner Freundin sondern wie ich immer wieder höre vielen Frauen. Da frage ich mich doch: Ja sag mal, sind wir Frauen denn bescheuert? Was um alles in der Welt veranlasst uns immer wieder dazu, sich auf solche ungereimten Geschichten einzulassen, obwohl wir etwas Anderes suchen? Ist es die Torschlusspanik? Bei manchen vielleicht. Ist es die Sehnsucht nach Zuwendung und Nähe? Das auf jeden Fall. Oder ist es der wahnwitzige Gedanke das Objekt der Begierde so begeistert zu haben, dass er gar nicht anders kann, als sich für einen zu entscheiden? Maybe auch das. Was Frau dabei oft gern ausblendet: Wenn sie sich anstrengen muss, dass er sich für sie entscheidet, spricht das nicht unbedingt für sein Interesse an ihr. Denn wenn er sie wirklich umwerfend fände, hätte er sich wohl längst für sie entschieden oder würde einen gewissen Ehrgeiz entwickeln ihr das zu zeigen. Nun ja, die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt. Hm…. Was davon es auch ist, letztlich will Frau doch einfach nur einen Mann, der sie mit Haut und Haaren will, die Person dahinter natürlich inklusive. Aber das scheint oft zu viel verlangt. Ist es denn zu viel verlangt???

Aufgrund dieser neuen Erkenntnis und der Tatsache, dass zwischen Ist- und Möchte-Zustand bei vielen Frauen eine Kluft herrscht, sollte ich wohl erschrocken aufspringen, hysterisch mit den Händen wedelnd durch die Gegend rennen, mir die Haare raufen und nach einer Lösung suchen. Und meine Freundin sollte zunächst diese doofe Leuchtreklame auf der Stirn loswerden bzw. durch einen für ihren Gemütshaushalt schonenderen Slogan ersetzen. Doch was bringt all das? Es kommt ja doch wies kommen muss… Und wer weiß, nachher entpuppt sich irgend so ein Gefühlsdussel ja doch noch als Passstück? Oder sie hat irgendwann ein glückliches Händchen, welches die Angel zur richtigen Zeit, am richtigen Ort und dem richtigen Mann ausfährt. Dem Mann, der sie zu schätzen weiß.

Chapeau!

Letztens im Kino… Das Beste kommt ja bekanntlich zum Schluss und so kam die wirkliche Tragödie und wahre Komik erst am Ende meines letzten Kinobesuchs.

Der Abspann lief, ich war noch ergriffen vom Film, stimmte mich aber bereits auf den weiteren Abend ein, als eine Reihe vor mir hektisches Treiben ausbrach. Zunächst war nicht ganz klar was da abging. Lediglich eine aufgeregt Frau, die wild umhersuchte. Schließlich war zu vernehmen, was suchte: „Das Tuch“. Völlig panisch zerlegte sie fast die Kinobestuhlung und stellte immer wieder einfach nur fest: „Das Tuch“. Der immer weinerlich werdenden Stimme nach zu urteilen hatte sie es wohl verloren. Und tatsächlich, nach weiterem hin- und hersuchen der ausschlaggebende Hinweis: „Vielleicht habe ich es im Restaurant vergessen.“ Sie wurde immer panischer, geradezu hysterisch. Ich fragte mich die ganze Zeit, was dieses Tuch nur für eine Wichtigkeit besäße, dass sie hier so einen Aufstand machte. Und warum suchte sie noch immer in allen Ritzen ihres und der umliegenden Stühle, auf dem Boden, etc.? Hatte sie nicht eben selbst festgestellt, dass sie das Tuch wohl im Restaurant vergessen haben musste? Oder wollte sie der Oscarreifen Darbietung, die eben noch über die Leinwand geflimmert war, Paroli bieten?

Angesichts ihrer wachsenden Hysterie musste ich mir das Lachen ehrlich verkneifen, was für ein Theater wegen eines Tuchs. Und die arme Freundin, die da neben ihr saß und nicht ein noch aus wusste. Was sollte man auch angesichts dieser Verzweiflung tun? Beruhigen? Zwecklos, glaube ich und das nahm wohl auch die Begleitung dieser Dame an, denn sie sagte und tat einfach gar nichts. Als dann das Licht im Saal anging, sprang die Frau augenblicklich auf, zerrte die Person neben sich hinter sich her und stürmte gen Ausgang. Und ich erkannte, dass ihre Begleitung ein Mann war. Ich kann für diese Frau nur hoffen, dass dies nicht ihr erstes Date mit ihm war, denn dann wird es wohl auch das Letzte gewesen sein :P

Dennoch eine überzeugende Darbietung. Dramatik und Komik pur und das beides gleichermaßen. Chapeau! Ich ziehe meinen Hut. Das war wahre Schauspielkunst, das war Gefühlskino pur.