Wuff, ich habe gesprochen

Letztens, ich saß gerade mit einem Freund in einem Cafe, hustete es ganz erbärmlich hinter meinem Rücken. Mitleidvoll drehte ich mich herum, um das kläglich prustende Geschöpft auszumachen. Ob sich da Jemand am neusten It-Getränk Bubble-Tea verschluckt hatte? Nein! Weit gefehlt. Das arme Wesen war ein Mops. Und das Husten war kein Husten, sondern sollte vielmehr ein Bellen darstellen. Nicht, dass ihr nun denkt, mein Mitleid verfolg. Nein, es steigerte sich sogar noch. Quasi ins Unermessliche. Das arme Tier. So überzüchtet, dass es nicht einmal mehr bellen kann. Und so hustete das kleine Vieh unentwegt vor sich hin, bis Herrchen und Frauchen nach endlos langen 15 Minuten endlich Notiz davon nahmen und dem kleinen Fellknäul den Kopf tätschelten. Aber wie…. ‚Klatsch, Klatsch‘ Kein Wunder, dass man da als Hund blöd wird. Es heißt zwar immer „Ein Klaps auf den Hinterkopf fördert das Denkvermögen“, aber das da? Und dann täglich? Ich würde mal behaupten, dass dadurch eher das Gegenteil passiert. Die Gehirnzellen werden nach vorn geklopft und dann? Dann muss das arme Vieh wieder husten. Raus mit dem nun auf der Zunge kitzelndem Hirn. Was dann bleibt ist ein dümmlicher – oft auch als treudoof bezeichneter – Gesichtsausdruck. In Großstädten wie Berlin, wo Hunde oft nicht mehr als Hunde sondern als Accessoires fungieren, leider kein Einzelfall…

Und man sagt ja so einiges, über Hunde in der Stadt. Unter anderem, dass Hundehaltung in der Stadt unangemessen ist. Lange Zeit dachte ich: Was für ein Quatsch. So lange man seinem Vierbeiner genug Auslauf, etc. verschafft kein Problem. Aber nachdem mir in der letzten Zeit immer mehr eigenartige vierbeinige Zeitgenossen begegnet sind (oder vielleicht nehme ich sie auch erst aufgrund des Mops-Vorfalls so richtig wahr), kann ich diese Aussage verstehen. Zumindest bin ich nun der Meinung: Vierbeiner in der Stadt sind prädestinierte Irre. Instinkt und Orientierungssinn existieren nicht mehr. Wie auch bei so vielen unterschiedlichen Einflüssen. Und da verwandelt sich so manches Hundetier in einen echt schrägen Vogel. Sie röcheln beim Laufen wie Wildschweine, bellen als würden sie husten oder Luft ausstoßen „Pff“... Wo bleibt denn da der Hund im Hund?

Auch nimmt man doch an, dass Hunde so etwas wie ein Gespür für nahende Gefahr besitzen. Einen Sensor für brenzlige Situationen. Aber nein, ähnlich wie todessehnsüchtige Stadttauben, preschen sie geradewegs in ein Rad oder das nächstbeste herannahende Auto. Ohne Umschweife. Vor allen diejenigen unter ihnen, die allgemein auch als Fußhupe bekannt sind. Leiden sie an Größenwahn und Selbstüberschätzung? Oder suchen sie gar die Gefahr? Ist es ihr Jagdtrieb der sie dazu verleitet es mit jedem – und sei es ein Fahrrad – aufzunehmen? Oder wollen sie gar ihr „Rudel“ beschützen? Haben sie also gar noch das Wesen und die Seele eines richtigen Hundes in sich – und damit meine ich ein großes, stattliches Tier – und sind in diesen kleinen, krüppeligen Körpern gefangen? Oder haben sie das Stadtleben einfach satt? Anders kann ich mir jedenfalls nicht erklären, warum sie so unerschrocken mitten in den Tod stürzen wollen.

Neben diesen für die allgemeine Bevölkerung durchaus auch gefahrvollen Situationen – Ja, bei einer Vollbremsung kann es einen schon mal über den Lenker katapultieren – gibt es natürlich auch noch jene Momente, in denen die lieben Kleinen (oder auch Großen) zur allgemeinen Belustigung oder fassungslosem Kopfschütteln beitragen. So ist es doch immer wieder schön zu sehen, wie gut sich manche dieser Artgenossen mit sich selbst beschäftigen können. Man reiche ihnen nur ihren eigenen Schwanz und sie haben zu tun. Stundenlang. Nagut, etwas schlauere Exemplare dieser Erdenbewohner verlieren bereits nach ein paar Minuten das Interesse, aber ich habe erst letztens einen Pekinesen – ich nenne ihn mal ’Muff’, weil sich mir dieser Name sofort unweigerlich aufdrängte – in meiner Mittagspause dabei beobachtet. Und diese dauert eine Stunde. Und selbst als ich aufbrach, um mich wieder meiner Arbeit zu widmen, hatte ’Muff’ noch nicht genug von seinem Puschel am hinteren Ende seines behäbigen Körpers. Wenigstens ihr Jagdtrieb scheint also noch nicht ganz ausgelöscht. Obgleich auch er verkümmert ist. So müssen sich die Armen – aufgrund dessen in der Stadt nicht eben mal ein Reh vorbeispringt – mit dem nächstbesten achtlos weggeworfenen Kaugummipapier begnügen. Was ihnen dann oftmals jedoch sogleich entrissen und von vorwurfsvollen Schimpftiraden in Babysprache begleitet wird. Denn Viele (nicht alle!) Hundebesitzer reden mit ihrem vierbeinigen Freund als wäre er/sie etwas minderbemittelt. Da kann ein Hund ja nur zum Schatten seiner selbst werden, denn man sagt ja nicht umsonst: „Der Ton macht die Musik.“

Gerade deshalb gibt es vielleicht inzwischen so viele Exemplare, bei denen man nicht einmal genau erkennen kann, worum es sich eigentlich handelt. Willst bzw. sollst du ein Hund sein? Hm… du siehst aber eher aus wie ein explodierter Hamster. Einfach zum schreien diese überzüchteten Artgenossen. Noch erschreckender finde ich  es jedoch, dass es Menschen gibt, die beim Anblick eines solchen Wesens in Entzücken und hysterisches Jauchzen geraten. Das kann doch nicht euer Ernst sein!!! Und da liegt wohl auch der ’Hund’ im Pfeffer begraben: Man muss den Vierbeinern nämlich nachsehen, dass sie selbst ja weder etwas für ihr Aussehen, noch ihr Gebaren können. Schließlich ist es der Mensch, der sich solche Accessoires heranzüchtet und bestimmte Klischees, die es nunmal über so manchen dieser Artgenossen gibt, tatkräftig unterstützt. Ein schauriges Bespiel sieht man hier. Mit dem kann man’s ja machen…

Tja… bei all der Belustigung kann einem das liebe Vieh also oftmals nur Leid tun. Ich hoffe deshalb inständig für sie, dass sie nicht doch noch das Wesen eines richtigen Hundes in sich haben. Wenn doch wünsche ich ihnen, dass Jemand so gutherzig ist, den verwunschenen Wolf zu küssen und ihn damit aus seiner hin und wieder lächerlichen Hülle zu befreien.. Und dann werden wir mal sehen, wer hier an der längeren ’Leine’ sitzt…

Hinterlasse einen Kommentar